Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 162
(PDF, 224 MB)
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162 Psyohisohe Studien. XXXI. Jahrg. 3. Heft. (März 1904.)

uns unbewussten Seelensehoosse die Organisationskraft und
alle unsere tiefsten zweeksetzenden Kräfte ruhen sollen, so
ist dies Zweite selbstverständlich im Vergleich mit den vom
Tagesbewusstsein verfolgten viel engeren Zwecken. Wenn
du Prel das Bewusstsein als passiv hinstellt, so gilt dies
immer nur von unserem unbewusst gelenkten Tagesbewusstsein
. Allerdings geht er in der Auffassung von dessen
Passivität zu weit, indem er übersieht, wie viel auch des
Unbewussten, durch das wache Bewusstsein erst geweckt,
in seine Gedankengänge einmündet. Wäre unser irdisches
Bewusstsein völlig passiv, so müssten wir auch an der
Aktivität unseres transscendentalen Bewusstseins, von dem
jenes ja ein Ausfluss ist, verzweifeln. Du Prel's Meinung ist
diese: Unser transscendentales Subjekt büsst für das Erdendasein
die Fülle seines Bewusstseins ein, indem dieses auf
das Gehirn als „objektivirten Erkenntnisswillen"*) eingeschränkt
wird; doch behält das transscendentale Subjekt
unbewusst dabei doch alle Wirkungskräfte des ursprünglich
in ihm ruhenden Bewusstseins, bis sie nach dem Tode aus
ihrer Latenz treten, womit übrigens wieder nicht gemeint ist,
dass wir, was undenkbar, mit gleichzeitiger Bewusstseins-
fülie über uns selbst und alles je Erlebte verfügen.

Wohin aber diese Lehre du Prel's führt, ist unverkennbar
. Unausbleiblich wird die Annahme des allbewussten
Absoluten; denn der durch alle Aufstellungen du Prefs, wie
ich zeigte, nicht zu entbehrende Schooss des Allgeistes kann
seinem immer wiederholten Satze, dass „der Geist das
Primäre ist46, und seiner Anschauung von dem gesteigerten
Bewusstsein des transscendentalen Subjektes in
keiner anderen Weise entsprechen, denn als das höchstgesteigerte
Bewusstsein überhaupt, das Allbewusstsein. Es
ist ja billig, mit der Annahme des Allmächtigen, die alles erklären
kann, sein Denken zu beschwichtigen. Hat aber
das ernste Denken seine ganze Schuldigkeit gethan, dann
erst ist es wahrhaft befugt zu begreifen, dass ein Unbegreifbares
über allem ist, ein unendlich Herrliches, vor dem nicht .
bloss das Gemüth, sondern unsere ganze Vernunft sich
beugt. Beweisbar ist Gott nicht, so wenig wie die Seele.
Wird aber auf Grund der Ethik und zugleich mit Hilfe
supranormaler Psychologie die Seele eine Gewissheit, so ist
Gott uns das Allergewisseste. Der Weisheit Gipfel ist es
nach einem alten Worte, zu wissen, dass wir nichts wissen.
Man kann den Ausspruch abändern: die höchste Weisheit
ist es, das Vorhandensein eines Unbegreifbaren zu begreifen

*) M. a. K. II, 5«


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