Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 167
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Bormann: Karl du Prel und die Philosophie des Bewussten. 167

Kostbare beständig aus dem Unbewussten uns allen und
den Genien der Menschheit zufliesse, was bedeuten grösste
Thaten und Werke, wenn nicht bei ihrem Werden ein
voller Lichtstrahl des Bewusstseins sie erhellte? und was
gelten wir im Geringsten als Persönlichkeiten vor uns
selber in unserer Arbeit, was die herrlichsten Geister in
ihrem Riesen wirken, wenn nicht in Richtung und Ziel ihr
Thun die Sonne des Bewusstseins beleuchtete? Das
„Bewusst und Gross", wie Goethe es einmal zusammenstellt,
gehört so unzertrennbar zusammen wie das Bewusst und
Gut, wie das Bewusst und Wahr. So blicke man auch um
in der Weltgeschichte, was im Leben der Völker Sieg oder
Noth, Zeiten ihrer allgemein bewussten Triumphe oder
Demüthigungen bedeuteten für sie und die Kultur der
Menschheit! Und wie haben erstaunliche Entdeckungen
die Kräfte der Menschheit aufgerufen zum regsten Bewusst-
sein, wie das Menschentum äusserlich und innerlich umgestaltet
! Wie viel des Bewussten ferner bei gewohnheits-
mässiger Anwendung sich in Unbewusstes umsetze und wie
viel umgekehrt immer für das Bewusstwerden dem Unbewussten
entsteige, zu begreifen haben wir, dass Beides
nur die Erhebung unseres Bewusstseins auf stets höhere
Stufen bewirkt, indem dieses das bereits Gewonnene als
Kapital zurückstellt, um mit Zins auf Zins seinen Besitzstand
zu erweitern, auf dass es über ihn in jedem Augenblicke
seines bewussten Handelns frei verfüge. Im Lichte
des Bewusstseins nur erkennen wir unser Ringen nach Vollendung
. Wohl ist es ein mächtiges Verdienst, dass man
uns stets mehr die lebendigen Quellen darwies, die unterirdisch
uns im Unbewussten springen, doch all dies Un-
bewusste wäre ein Nichts ohne seinen Aufstieg zum Bewussten
, es wäre wie Zeug und Geräth im Schrein, den
nie die Hand des Besitzers erschliesst. Vielmehr, es wäre
nicht einmal das; denn ohne den Drang zum Bewusstsein,
ohne die Hut des Bewusstseins ist das Unbewusste in uns
überhaupt undenkbar, so wie es in der Teleologie des endlosen
Naturhaushaltes ein Ungedanke ist ohne das All-
bewusstsein. Unser Bewusstsein preiszugeben und in seine
Darangabe ruhig willigen zu wollen, das ist Selbstverrath
zugleich mit dem Verrathe alles Guten, Wahren, Schönen,
aller Gottesideale. Man weiss garnicht, wie thöricht man
spricht, wenn man den Jenseitsglauben als Eigenliebe geringschätzt
und eine Sittlichkeit ohne ihn für weit selbstloser erklärt
. Selbstlos ist eine solche nur insofern, als sie ohne jede
Begründung durch unser Selbst und ohne Festhalten an ihm
zugleich vollkommen haltlos und sinnlos, unlogisch wird.


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