Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 170
(PDF, 224 MB)
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170 Psychische Studien, XXXI. Jahrg. 3. Heft. (März 1904.)

Thatsache gestattet, dass einst ein Mann, der diese krankhaften
Erscheinungen — denen unsere moderne Psychiatrie
oft so rathlos gegenübersteht — in ihrem Wesen klar durchschaute
, dass einst Jesus dieselben eben durch Exorzismus
d. h. durch „Austreibung der bösen Geister" heilte.

In allen derartigen Fällen, die zur Heilung gelangten,
war also nach okkultistischer Lehre zuerst ein schwacher
Wille (der des Besessenen, Tobsüchtigen) durch einen
starken bösen Willen unsichtbarer Wesen hypnotisch
unterjocht. Im Akte der Heilung ab3r wurde dieser
böse Wille durch einen noch stärkeren guten
Willen überwunden und gezwungen, sein Opfer wieder frei
zu geben. —

Auch die sogen. Kleptomanie, an der nach seinem
Selbstbekenntnisse z. B. Rousseau litt, dürfte als eine Art
regelrechter Besessenheit zu bezeichnen sein. Denn das
Ueb erraschen de, aber Wesentliche an ihr ist bekanntlich,
dass gerade nicht schlechte Charaktere, sondern solche
Naturen von ihr befallen werden, die im Uebrigen nichts
oder doch nur wenig von moralischer Entartung an sich
tragen. Wie erklärt es sich nun, wenn aus einem Charakter,
der sonst meist gute Thaten zeitigt, unvermittelt und nur
periodisch der Hang zum Diebstahl entspringt? Aus einem
sonst unverdorbenen Charakter ist nicht nur die Tendenz,
sondern allein schon die Art und Weise, wie der klepto-
inane Trieb sich auswirkt, logischer Weise nicht erklärbar.
Wo daher derartige Beeinflussung von Seiten Lebender
ausgeschlossen ist, da verdient thatsächlich die okkultistische
Erklärungshypothese bei der psychischen Diagnose der klepto-
manen Patienten sehr in Erwägung gezogen zu werden.

Erfolgt nun derartig oder ähnlich quälende Beeinflussung
passiver, willensschwacher Naturen in einer Art und Weise,
die dem Leidenden bewusst wird, so führt die mediale
Veranlagung nicht selten zum Phänomen des Verfolgungswahns
. Dieser bietet uns ein nicht weniger interessantes
Problem. Sicherlich entspringt derselbe in vielen Fällen
auch Wahngebilden der krankhaft erregten eignen Phantasie.
Denn es steht ja fest, dass diese, wie im Traume, so auch im
Wachen subjektiv dramatisirte Vorstellungen aus der Persönlichkeit
heraus zu projiziren im Stande ist. Vollständig
restlos ist der Verfolgungswahn damit aber nicht erklärt
. Es giebt unzählige Fälle, in denen die vom sogenannten
„Verfolgungswahn" befallenen Patienten weder
von ihnen angeblicherweise feindlich gesinnten Lebenden,
noch von nur eingebildeten Verfolgern, sondern von „Gespenstern
", d. h. Erscheinungen Verstorbener geängstet zu


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