Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 172
(PDF, 224 MB)
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172 Psychische Studien, XXXWthrg. 3. Heft. (März 1904.)

Er sei nur deren Werkzeug und im Augenblicke des
Vortrages von ihnen völlig ergriffen, wie die ersten Christen
in der Ausübung des Zungenredens von seligen Geistern. —

Unter dem Gesichtspunkt der Medialität wird schliesslich
auch derjenige Zustand von Geistesstörung, den Lombroso
als „Graphomanie« bezeichnet, in ein nfues Licht gerückt
. Zwar kann hier die Grenzlinie nicht mehr scharf
gezogen werden zwischen passiver und aktiver Medialität.
„Graphomanena nennt Lombroso jene Menschen, deren Sinn
auschliesslich darauf gerichtet ist, zu schreiben, sei es, was
es sei: zu schreiben, und die in dem wahnwitzigsten Geschreibsel
erhabene Offenbarungen zu Tage zu fördern
wähnen. Dass hier das unbewusste Handeln erheblich mit
im Spiel sein dürfte, leuchtet jedem ein, der die Beispiele,
welche Lombroso davon anführt, einmal nachdenklich durchliest
. Mich erinnerten seine Angaben nur zu lebhaft an
manche Fälle von Schreibmediumschaft, mit denen
sie auffallende Aehnlichkeit aufweisen. Hier wie dort ein
gleichsam automatisches Hervorbringen von schriftlichen
Aeusserungen, denen jegliche Kritik des sichtenden und
prüfenden Verstandes abgeht. Natürlich berechtigt dieses
Charakteristikum noch keineswegs zu dem Eückschlusse,
das Geschriebene entstamme unbedingt fremdgeistigem
Einfluss. Es scheint hier vielmehr zuweilen passive,
zuweilen aktive Schreibmediumschaft vorzuliegen. D. h.
es könnte entweder der Einfluss fr e m d e r Wesen sein, der
den Graphomanen zwingt, gegen, bezw. ohne sein Wissen
und Wollen niederzuschreiben, was sein eigner Verstand
nicht billigen würde. Oder der eigene Geist des Leidenden
ist, und zwar wohl auch durch physische, d. h. Gehirnstörungen
beeinflusst, monoideistisch auf den Schreibtrieb
gerichtet. Das Letztere wäre als irregeleitete
aktive Schreibmediumschaft zu bezeichnen.— Kehren wir
nun nach diesem, für das Verständniss des Folgenden notwendigen
Streifzug durch das vielseitige Gebiet passiv medialer
Phänomene zur näheren Erörterung unseres speziellen
Themas zurück.

Zu manchem der soeben skizzirten Fälle, z. B. bei
den erwähnten künslerischen, musikalischen Leistungen —
man vergleiche Schumann und Shepardl — ist es bei der
kaleidoskopartig wechselnden Fülle der verschiedenartigsten
Erscheinungen oft überaus schwer, die Grenzlinie zu ziehen
zwischen „irrsinnig4* gewordenem Genie und
genial erscheinendem „Irrsinntf. Denn oft erscheint
als genial, was einfach infolge passivmedialer Beeinflussung
auf Grund von Inspiration geleistet wird, wie dies

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