Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 198
(PDF, 224 MB)
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198 Psychische Studien. Jahrg. XXXI. 4. Heft, (April 1904.)

ist vernünftig" einen ganz anderen Sinn beilegen. Das, was
für diesen Augenblick, für diese Zeitperiode vernünftig ist,
ist wirklieb, nicht aber ist das schon wirklich, was sich
in späteren Perioden der Geschichte erst verwirklichen
kann und wird. Die historische Entwickelung ist ihm
„im Geiste ein harter, unendlicher Kampf des Geistes gegen
sich selbst". In diesem Kampfe giebt es überwundene
und noch zu überwindende Momente und diese (zu überwindenden
Momente) waren nur auf einer früheren Ent-
wickelungsstufe vernünftig, sind es j e t z t aber nicht mehr,
oder nur insofern, als der Kampf der widerstreitenden Momente
selbst ein vernünftiger zu nennen ist. Das ist der
Punkt, wo der Revolutionarismus der Jung-Hegelianor einsetzte
und anknüpfte, und darum konnte Friedrich Wilhelm IV
von der „Drachensaat der Hegelei" sprechen.

1818 war Kegel vom Freiherrn von Altenstein (Minister
des damals neu kreirten „Ressorts für die geistlichen Unterrichts
- und Medizinalangelegenheitenu) nach Berlin an die
(kürzlich gegründete) Universität berufen worden. Am
22. Oktober desselben Jahres hielt er seine Antrittsvorlesung
und lehrte, unter steigendem Ruhme, bis zu seinem Tode:
er starb — an der Cholera — am 14. November 1831, dem
Todestag von Leibniz. Dreizehn Jahre hindurch übte Hegel
eine unumschränkte Allmacht aus, Schwerfällig, stockend,
eigenartig in seinem Vortrage, persönlich liebenswürdig*)
übte er auf geistigem Gebiete eine Diktatur sondergleichen
aus, welche von staatswegen unterstützt wurde. Passte sie
doch — scheinbar — vortrefflich zu den damaligen reaktionären
Bestrebungen. Trotzdem aber hatte, wie schon
ausgeführt, diese in so schwer verständlichen Worten
sprechende Philosophie ihre zwei Beelen. Hegefs Staatslehre
war eigentlich in ihren letzten Konsequenzen ausserordentlich
fortschrittsfreundlich und nicht konservativ. Betont
er doch stets und überall die umgestaltende Macht der
Idee in der historischen Entwickelung und so setzten denn
die „Jung-Hegelingett der linken Seite — die E. Gans,
Dav. Fr. Strauss% Luäw Feuerbach, B. Bauer, A. Buge —
welche auf Grund von ihres Meisters Prinzipien radikal in
staatsphilosophischer oder religiöser Hinsicht wurden, die
sich selbst begreifende Idee auf den Thron und erklärten,
da sie vernünftig sei, müsse sie auch zur Wirklichkeit werden
. Aber wie gesagt, trotz ihrer „unheimlichen Geheim-

*) Man lese über HegeV% Kathederwirksamkeit, persönliche
Erscheinung und Lehrvortrag Ä. Haym's Werk ^Regul und seine
Zeit" (1857) XVI, p. 392 f. und Kuno Fischer: „HegeVs Leben, Werke
und Lehre* (Heidelberg 1901), I. Theil, XIV, Kap., p. 214—216.


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