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Seiimg: Dritter Nachtrag zu „Goethe und der Okkultismus". 205
eines Briefes vom Juli 1829: „Und somit allen guten Dämonen
empfohlen/' Von „wohlwollenden Dämonen" ist auch
in einem Briefe vom März 1830 die Rede. Endlich heisst
es in einem Briefe vom Februar 1831: „Es ist sehr artig,
dass uns dergleichen (Auslassungen und Fehlstellen in
Manuskripten) noch zu berichtigen erlaubt ist; ich erkenne
aber auch diese Gunst der Dämonen und respektire die
Winke dieser unerklärlichen Wesen." — Zu Eckermann
(März 1828): „Es thäte uns noth, dass der Dämon uns
täglich am Gängelbande führte und uns sagte und triebe,
was immer zu thun sei. Aber der gute Geist verlässt uns,
wir sind schlaff und tappen im Dunkeln." Am selben Tage:
„Jedem ausserordentlichen Menschen stellen die Dämonen
ein Bein nach dem andern, bis er zuletzt unterliegt." Im
Okt. 1828: „Die Welt soll nicht so rasch zum Ziele, als wir
denken und wünschen. Immer sind die retardirenden Dämonen
da, die überall dazwischen- und überall entgegentreten.4* Im
März 1829: „Je höher ein Mensch, desto mehr steht er
unter dem Einfluss der Dämonen und er muss nun immer
aufpassen, dass sein leitender Wille nicht auf Abwege ge-
rathe." Im Dezember 1829: „Ich kann mich des Gedankens
nicht erwehren, dass die Dämonen, um die Menschheit zu
necken und zum besten zu haben, mitunter einzelne Figuren
hinstellen, die so anlockend sind, dass jeder nach ihnen
strebt, und so gross, dass niemand sie erreicht." — In den
„Elegien" (IV): „Fromm sind wir Liebende, still verehren
wir alle Dämonen." — In den „Maximen und Reflexionen":
„Am Ende des Lebens gehen dem gefassten Geiste Gedanken
auf, bisher undenkbare; sie sind wie selige Dämonen,
die sich auf den Gipfeln der Vergangenheit glänzend niederlassen
." — In „Einaldo": „Sie blickt und handelt gleichwie
Dämonen." — In „Pandora" ist wiederholt von Dämonen
die Rede und in „Des Epimenides Erwachen" wimmelt es
von diesen mystischen Wesen. —
Selbst für Goethe's Glauben an die Fortdauer
nach demTode habe ich immer noch weitere Anhaltspunkte
, und zwar aus sehr verschiedenen Lebensperioden
gefunden. Nach Biedermann (der im Vorwort zu seinem
werthvollen Sammelwerke erklärt, dass er alles Unzuverlässige
ausgeschieden habe) schreibt Kestner im September
1772: „Goethe, Lüftchen und ich hatten ein merkwürdiges
Gespräch von dem Zustande nach diesem Leben . . . Wir
machten mit einander aus, wer zuerst von uns stürbe, sollte,
wenn er könnte, den Lebenden Nachricht von dem Zustande
jenes Lebens geben." Die Ueberzeugung von der Fortdauer
und dem Wiedersehen wird denn auch im „Werther" mehr-
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