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212 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 4. Heft. (April 1904.)
die Tafel meines Geistes von jeder Schrift reinzuwaschen.
Das „G" und „meine Freude" waren noch leserlich, und
das Medium hatte sich den Satz daraus kombiniert, zwar
nicht richtig, aber doch annähernd richtig. Dass das Gedankenlesen
nicht nur durch Schwingungen geschehen kann,
das scheint mir hierdurch erwiesen, denn als das Medium
meinen Vater ins Experiment hineinzog, da dachte ich mit
keinem Gedanken an meinen Vater oder dessen Worte, so
dass also auch keine Uebertragung stattgefunden haben
kann.--
Vor einiger Zeit las ich in irgend welcher okkultistischen
Schrift, es gäbe nur wenige gelungene „Zöllner'sche
Knoten1Das regt mich dazu an, zu berichten, wie ich zu
dem meinigen gekommen bin, und ich biete hiermit den unter
Glas und Rahmen befindlichen Gegenstand — mit danebenstehendem
Datum und Zeugenangabe, sowie mit der Photographie
des kürzlich verstorbenen Mediums Sambor irgend
welchen Interessenten als Geschenk an. Nach meinem Tode
würde hier Niemand ein eigentliches Interesse an dem
seltenen Stück haben, — ich wüsste es gern gut untergebracht
.*) Ich habe im Laufe der Jahre circa 10 Sitzungen
mit dem Medium Sambor gehabt, alle in meiner Wohnung.
Davon hatten einige grösseren, andere geringeren Erfolg.
Fast wäre es mir gelungen, Sambor zur Deutschlandfahrt
zu überreden; er entschloss sich aber doch nicht dazu,
weil er der deutschen Sprache nicht mächtig war. Man
stellte ihm zwar Weltberühmtheit in Aussicht, wollte aber
nur diejenigen Sitzungen, die einen Erfolg haben würden,
honorieren.**) Vielleicht fühlte Sambor, dass er einer so
grossen Versuchung zum Betrügen nicht gewachsen war.
Aus Ehrgeiz zu reisen, — dazu trieb ihn nichts. Er hatte
nur den Ehrgeiz, in seinem Vaterlande anerkannt zu werden.
Aber freundlich und liebenswürdig war er, so dass man seine
nicht sehr umfassende Bildung darüber gern übersah.
*) An Bewerbern dürfte es nicht fehlen, wenn die liebenswürdige
Geberin es nicht vorzieht, ein so werthvolles Geschenk einem okkultistischen
Verein (etwa der „Gesellschaft für wissenschaftliche
Psychologie* zu München) zu vermachen. Eventuell wäre wohl
auch der Herr Verleger bereit, diesen Schatz durch eine photo-
graphische Wiedergabe weiteren Kreisen zugänglich zu machen.
— Red.
**) Unseres Wissens handelt es sich hierbei um ein Angebot der
G. P. F. („Gesellschaft für psychische Forschung") zu Breslau. Vergl.
die uns damals durch gütige Vermittlung des Herrn Dr. jur. Euch
Bohrt zugegangene Artikelserie: „Beobachtungen und Experimente
mit dem Medium Sambor. Von JM. Petrovo Solovovo Mittheilung
aus der G. P. F. zu Breslau.« („Psych. Stud.* 1900, S. 329, 402, 463,
533 ff.) — Red.
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