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E.....: Merkwürdige Erlebnisse. 213
Wir hatten damals *) die zweite Sitzung mit ziemlichem
Misserfolge eben überstanden. Ich hatte unkluger Weise
zu viel Personen zur Söance zugelassen und es war keine
Harmonie zu erzielen gewesen; der eine witzelte, der andere
lachte; die Aerzte wollten von ihrer erhabenen Skeptikerhöhe
nicht herabsteigen, nahmen es aber so wenig ernst,
dass sie die ihnen anvertraute Kontrolle der Füsse „ver-
gassen", so dass jeder Erfolg werthlos wurde; wieder andere
Personen flirteten und ich ärgerte mich nach Möglichkeit,
— kurz, die Sitzung fiel gründlich durch.
Nun waren die Leute fort und ich athmete auf, Nur
eine mir verwandte junge Frau blieb noch bei mir und wir
beschlossen, jetzt zu vieren mit dem berühmten Medium zu
sitzen. Wir zogen mein langjähriges Hausmädchen in den
Kreis und erlangten in der Dunkelheit schöne, grosse
schwebende Lichtfunken und Akkorde auf der Zither.
Weil aber die Dunkelheit jeden Erfolg fragwürdig erscheinen
lässt (wir hatten Sambergs Hände frei gelassen), wollten wir
jetzt bei Licht sitzen, worauf Sambor gleich einging. Zuvor
begaben wir uns aber an's Büffet auf der anderen Seite
des recht grossen Speisesaals, um unsere Kräfte zu stärken.
Plaudernd und scherzend assen und tranken wir dort
stehenden Fusses. Da ertönte plötzlich ein sehr deutlicher
Griff auf der Zither vom Tisch hinter uns. Wir alle fuhren
erschreckt und erfreut herum und Sambor rief froh: „O, bist
du noch da!" Der Tisch mit der Zither war wohl 9 Fuss
von uns entfernt, — eher noch mehr. Auch konnte von
einer Willenswirkung keine Bede sein, eben so wenig von
einer Hypnose, denn in dem Augenblicke waren Sambor's
Wille und Gedanken nur auf Bier und Butterbrod gerichtet.
Mit Sambor 4 Personen setzten wir uns darauf Hand
in Hand, in einer geraden Keihe, etwa 4 Schritte von einem
kleinen Tisch entfernt nieder, auf dem sich diverse Gegenstände
befanden, unter anderem meine Visitenkarte, an
welcher ein sehr spröder Bindfaden mit beiden Enden angesiegelt
war. Um einem Betrüge vorzubeugen, hatten
mehrere Aerzte ihre Namen auf der Karte vermerkt. Auf
einem Seitentisch brannte eine einzelne Kerze. Etwa 10
Minuten oder wenig mehr, sassen wir so, alle wach, auch
Sambor nicht im Trance. Da rief Sambor plötzlich: Es ist
jetzt Jemand im Zimmer! Bitten Sie jetzt einmüthig, dass
etwas geschehe!" und wir alle sagten einstimmig, mit der
Anrede wie Sambor sie zu brauchen pflegte: „Dobrü duch
*) Wann? Genaue Zeitangabe (wenigstens des Jahres) ist bei
solchen Berichten stets erwünscht — Eed.
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