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Freimark: Was uns noth thut.
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der Zeitschrift, welche sie selbst verlegt und herausgiebt,
und schliesslich der Opferwilligkeit einiger vermögender
Freunde, die in einer regelrechten und erfolgreichen Propaganda
das vor allem zu erstrebende Ziel sehen, ohne
darüber der unbemittelten Gesinnungsgenossen zu vergessen.
Wir in Deutschland sollten uns hieran ein Beispiel
des Möglichen und Zuverwirklichenden nehmen, und dieses
Ziel: eine nach aussen wirken de Propaganda, zu
der eine umfassende Vereinigung aller Spiri-
tualisten gehört, ebenfalls mit ganzer Kraft erstreben*)
An der Verzettelung der Kräfte — auch die ähnlich
wie die Mailänder organisirten Münchener, Dresdener und
Breslauer Gesellschaften leiden darunter — liegt es, dass
man in Deutschland noch heutzutage die Beschäftigung mit
dem Spiritismus und verwandten Gebieten für eine eines
normalen Menschen nicht würdige Thätigkeit hält und den
dieser Ansicht Trotzbietenden für einen überspannten
Schwärmer und Narren erklärt. Dass hierin Wandel geschaffen
werde, ist der Wunsch aller, die es mit unserer
Sache ehrlich meinen. Man sollte aber endlich einmal
Ernst machen und statt der schönen Worte T h a t e n sehen
lassen. Deren erste müsste sein, dass man die eigene, vielleicht
abweichende Anschauung der einen grossen, in
welcher alle einig sind, unterordnete. Diese kleine Portion
Selbsverleugnung und Selbstüberwindung sollte doch jeder
Spiritualist besitzen, wenn er ein solcher nicht nur heissen,
sondern auch sein will!
III. Abtheilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Die „Schlaftänzeriii" Madeleine Cr.
in München. (Mit Bild.)
Berichtet vom Red. Dr. Fr. Maier.
Der in München erscheinenden „Allgem. Zeitung" vom
20. II. er. schreibt Alfred v. Mensi, dat. München, 19. Februar:
„Als Dr. Karl du Prel vor ziemlich genau zwanzig Jahren
sein geistvollstes Buch „Die Philosophie der Mystik" erscheinen
Hess, schüttelte männiglich den Kopf, und glaubte die darin
ausgesprochenen neuen Ideen mit dem bequemen Schlagwort
„Spiritismus" abthun zu können. Und dieses Schlagwort
hat ihn zeitlebens auch da verfolgt, wo er von nichts
*) Vergl. die kurze Notiz ä) dieses Heftes und den beiliegenden
Aufruf des neugegründeten „Deutschen Spiritisten-Vereins*. — Red.
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