Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 243
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Maier: Die „Scblaftänzerin" Madeleine G. in München. 243

von dem wahren hypnotischen Zustand, Setzte die Musik
wieder ein, so nahm auch die Traumtänzerin ihre Thätig-
keit wieder auf. Zur ergreifendsten Wirkung kam ihre
Kunst bei dem Liede „Ave Maria", das eine Sängerin hinter
der Szene sang. Es war ein Wechselspiel von Demuth,
frommer Zerknirschung, jubelndem Aufschrei der Erlösung,
das die Hypnotisirte in ihren Bewegungen ausdrückte.
Sie schien jedes Wort des Gebetes mitzusprechen. Beim
Chopin'sehen Trauermarsch hatte sie die Bewegung, als
schritte sie einer Bahre nach. Unter lautem Schluchzen
warf sie sich bei den Trauerakkorden zur Erde, um bei
jenen, die in Zuversicht und Hoffnung ausklingen, wieder
aufzustehen und gleichsam dieser Verheissung zu lauschen.
Stavenhagen wurde am Klavier von den Komponisten Schillings
und Kaskel abgelöst. Beide phantasirten am Klavier und
die Tänzerin folgte den von ihr nie gehörten Klängen mit
ihren Ausdrucksbewegungeo. Den Abschied Tristan's brachte
sie mit der ganzen Sehnsucht und dem Schmerz, den Wagner
in diese Musik gelegt, zur Anschauung. Auch verschiedenen,
durch Worte suggerirten Vorstellungen folgte sie. Ihr
Ausdruck des Hasses, der Trauer, werden auf Jeden einen
tiefen Eindruck gemacht haben. Der Empfang eines vermeintlich
erfreulichen Briefes und eines betrübenden lösten
bei ihr mimische Leistungen aus, wie man sie von keiner
noch so vollendeten Berufskünstlerin besser zu sehen sich
erwarten könnte. Man suggerirte ihr auch die Szene aus
„Salomeda diese das abgeschlagene Haupt des Johannes
küsst. Auch diese Szene verkörperte sie in ihrer ganzen
Düsterkeit, im Triumph wilder Leidenschaft. Anmuthige
Tänze, mit einer Walzermelodie aus Coppelia schliessend,
gaben den verschiedenartigen Produktionen einen freundlichen
Abschluss. . . . Die Pariserin ist eine hübsche Erscheinung,
mittelgross, mit schwarzem, glattgestrichenem, gescheiteltem
Haar, das eiti volles Gesicht umrahmt, aus dem zwei tiefdunkle
Augen leuchten. Sie trug ein wallendes, weisses
Gewand nach griechischer Art, das die Büste bis zur
Schulterhöhe leicht freilässt, bei dem die Aermel flügelartig
fallen und unter dem sie nur einen Trikot an hat, so dass
bei den Bewegungen die Körperformen durchschimmern.
Viele standen den Darbietungen skeptisch gegenüber, aber
selbst wenn diese nicht in der Hypnose erfolgen würden —
wofür aber doch wohl die namhaften Aerzte bürgen —
macht das für die künstlerische Beurtheilung des Gebotenen
nichts aus, Madeleine wäre dann eine um so grössere Künstlerin
. Sie würde sich dann aber, wie ein erster Bühnenleiter
sagte, kaum mit Privat-S6ancen begnügen, sondern

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