Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 246
(PDF, 224 MB)
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246 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 4. Heft. (April 1904.)

bekannte Melodien, Erzählungen oder Worte. Wenn Herr
Magnin „colörea, „amour", Jalousie" oder ähnliches ruft,
giebt sie, wie sie das wahrscheinlich Dutzende- oder Hundertemale
vorher gethan hat, blitzschnell den betreffenden Empfindungen
Ausdruck. Die ihr weniger vertraute Wagnerische
Musik scheint langsamere und weniger entsprechende Reflexe
bei ihr hervorzurufen als die französisch-italienische. Den
bisherigen vier Vorführungen m Privathäusern sollen jetzt
vor einem grösseren Publikum, aber doch nicht vollkommen
öffentlich, drei weitere der „Psycholog. Gesellschaft" im
Münchener Schauspielhause nachfolgen. — Einen besonders
geistvollen Bericht brachte Julius v. Werther im Feuilleton
des „Neuen Wiener Tagblatts" (No. 54 vom 23./II.). Derselbe
lautet:

„In einem Salon des Münchener Bankiers K., den
Gabriel v. Seidl und Lenbach in edelster Hochrenaissance
entworfen, dessen Wände nur mit Meisterwerken behangen
sind, geschah am 15. Eebr. vor einem Kreise, der aus den
Spitzen der Münchener künstlerischen Intelligenz bestand,
ein Wunder. Ein gänzlich unerklärliches und doch wirkliches
leibhaftiges Geschehniss — also ein Wunder! Eine
Pariserin, bezeichnet als Madeleme &, wurde von einem
Magnetiseur, Names Magnin, vorgeführt. Die Person, mittelgross
, eher klein, brünett, schlank, feingebaut, mit grossem
Kopf, slavischen Gesichtszügen, ausdrucksvollen grossen
Augen, bekleidet nur mit einem dünnen, blassblauseidenen,
wallenden, antik-empire-serpentinartigen Gewände, wurde
nach Kurzem stehend von dem Magnetiseur eingeschläfert
und sank in einen Lehnstuhl. Zwei Aerzte konstatirten
den eingetretenen somnambulen Zustand. Da ertönt Musik
hinter einem Vorhange; aus den ersten Takten hört man
bereits, dass ein Meister spielt — der Hofkapellmeister
und Akademiemusikdirektor Stavenhagen ... Alsbald erhebt
sich Madeleine aus ihrem Lehnstuhle und begleitet mit Armen
und Beinen wie mit lebhaftem Gesichtsausdrucke diese
Töne. Die Musik geht in ein Chopin'sches Prelude über.
Den weichen, schwermüthigen Liebestönen des ersten Motivs
entspricht die Gebärde Madeleine1 % mit überzeugender
Wahrheit.

Das Auditorium, das sich anfänglich durchaus skeptisch
verhalten, wird aufmerksam, mehr und mehr gefesselt, und
als im zweiten Motiv des Prölude's das tragische Moment
einsetzt, werden die Bewegungen der Somnambule derart
hochdramatisch, dass athemlose Stille unter den Schauenden
eintritt. Nach einigen musikalischen Improvisationen, stets
durch vollkommen adäquate Bewegungen begleitet, beginnt


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