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280 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 5. Hett. (Mai 1904.)
Geistiges Schaffen unter Inspiration.
Von Hans Kordon (Kilchberg bei Zürich).
(Fortsetzung von Seite 152.)
Der zweifelnde Verstand mag einwenden, dass der
Identitätsbeweis, der nach Aksakow kaum zu erbringen
ist, in diesem Falle wohl schwerlich werde geliefert
werden können; allein es zeugen gewichtige innere Gründe
für die Richtigkeit unserer Anschauung, durch die auf die
Reinkarnationsfrage neues, helles Licht geworfen wird.
Vor allem der Lnhalt des Gedichtes, das von meiner Frau
unter so aussergewöhnlichen Umständen geschrieben wurde.
Sodann die „Wahlverwandtschaftdiezwischen Mutter
und Kind ohne Zweifel besteht und gerade in einem solch'
bedeutsamen Augenblicke zur Geltung kommen wird, wenn
es der Absicht einer höheren Weisheit, als die unsrige, ent-
spricnt Und wir, meine Frau und ich, können heute nicht
mehr verkennen, dass unser Verkehr mit der „Welt des
Geistes" keineswegs auf Willkür und Laune, sondern auf
einem mehr und mehr sich entschleiernden Plane beruht.
Werthvolle und bei unbefangener Prüfung als stichhaltig sich
darstellende Beweise sind auch in verschiedenen Kundgebungen
unserer Inspiratoren vor und nach der Geburt
unseres Knaben enthalten, Argumente, die nur von jenen
werden übersehen und gering geschätzt werden, die lediglich
dem bedenklichen Zeugnisse ihrer matten fünf Sinne glauben
unbedingt vertrauen zu dürfen.
Mein Bericht hat übrigens, um dieses eine, unzweifelhaft
richtig vorhergesagte Ereigniss in seiner Gänze zu beleuchten
, eine grosse Zeitenspanne überspringen müssen.
Ich werde, den Faden der Erzählung wieder aufnehmend,
später eines sehr merkwürdigen Vorfalles Erwähnung thun,
der an die Geburt unseres Knaben anknüpfte.
Auf die oben erwähnte Sitzung mit der Züricher Mittlerin
Ende März 1902 folgte im April, Mai und Juni desselben
Jahres eine Reihe weiterer Seancen, in denen sich
verschiedene „Intelligenzen" und auch einige unserer Inspiratoren
durch den Mund des Mediums kundgaben. Meine
Frau und ich schrieben wieder Gedichte unter Eingebung.
Ich darf nicht unerwähnt lassen, dass am 25. März zwei
Gedichte, am 12. April eins und am 7. und 8. Mai wieder
ein Poem entstanden, die ich aber nicht unter unmittelbarer
Inspiration verfasste. Form und Gedanken«
inhalt waren mir offenbar Nachts, als ich schlief, in die Seele
„gehaucht" worden, um einen Ausdruck unserer geistigen
Führer zu gebrauchen, und am darauf folgenden Tage
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