Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 288
(PDF, 224 MB)
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288 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 5. Hett. (Mai 1904.)

auf die zahllosen Krankheiten, Missgeburten u. s. w. hin.
Um so recht in die Argumentationsart dieser Naturbetrachtung
hineinzuschauen, lassen wir jetzt die Erörterungen
eines neueren und zwar geistreichen Biologen vorfahren *)
Derselbe weist darauf hin, dass die zweckmässig erscheinenden
Anpassungen nur ,,als eine nothwendige und unvermeidliche
Folge der fundamentalen Eigenschaften der Organismen"
zu Stande kamen, aber durch keinerlei liücksiehten auf
Zweckmässigkeit oder Unzweckmässigkeit gebunden sind;
denn ein und derselbe Vorgang kann in einem Falle zweckmässig
und förderlich, im andern höchst unzweckmässig und
schädlich sein. Wenn z. B. die Schädelkapsel sich genau
an das wachsende Gehirn adaptirt, so haben wir ein Bild
des Zweckmässigen vor uns; wenn hingegen, infolge derselben
Eigenschaften des Knochengewebes, das Brust- oder
Schlüsselbein vor einem Oedem (Anödrysma?)**) zurückweicht
und zerstört wird, so haben wir den zweiten Fall vor uns.
Vnd solcher Illustrationen für und wider gäbe es eine grosse
Menge in der Lebenskunde.

Was nun hier zunächst übersehen wird, ist, dass jene
Beispiele von Unzweckmässigkeit und Schädlichkeit nur in
dem Falle gegen eine allgemeine Zweckmässigkeit des
Weltgeschehens zeugen würden, wenn jemand behaupten
wollte, dass die gegebene Welt, wie wir sie heute sehen,
vollkommen sei, was doch Niemand im Ernste behaupten
wird. Aus einer unvollkommenen, z. B. partiellen Unzweckmässigkeit
eines Dinges, folgt jedoch in keiner Weise, dass
dasselbe auch in der Hauptsache, d. h. für den grossen
Zusammenhang des Ganzen unzweckmässig sein müsste,
Dass z. ß. die Fälle, wo sich ein Knochen einer pathologischen
Geschwulst anpasst, eine verschwindende Minderzahl
gegen diejenigen bilden, wo die Anpassung förderlich
ist, weil es sich um ein normales, lebenskräftiges Gebilde
handelt, — dieser Unterschied wird nicht beachtet, seine Ui~
sachen und Notwendigkeit nicht weiter verfolgt. Wäre die
Welt nicht in den Ausnahmen, sondern in der Regel zweckwidrig
, so könnte überhaupt kein geordneter Weltprozess
und kein organisches Leben fortdauern. Vor allem kann
nicht genug betont werden, dass diese unvollkommene Welt
zugleich eine sich in ihren tiefsten Gründen offenbarende
Anlage zum Vollkonimoiierwei den besitzt, was ja eben
das Wesen der EntWickelung ausmacht. Wie
viel der Fälle immer angeführt werden könnten, wo sich

*) Prof. AaxsoW'tz* AUgem. Biologie II, 8^-94.
**) Im Manuskript unleserlich! — Red.


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