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Handrich: Fakire und Medien
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Fakire und Medien.
Von Hermann Handrich, Brooklyn-New-York.
Im gleichen Verhältniss, wie die Gegenwart sich zur
Vergangenheit und Zukunft verhält, steht das Seiende resp.
das Existirende zur Uranfänglichkeit und Endlosigkeit, zu
dem, was wir mit Ewigkeit bezeichnen.
Das Unvergängliche muss logischer Weise unanfänglich
sein. Mithin wäre das irdische Dasein der Berührungspunkt
eines Weiterlebens nach dem Tode und einer vorgeburtlichen
Existenz.
Wenn sich Verstorbene kundgeben, so könnte man annehmen
, dass das Unsterbliche sich auch vor dessen Menschwerdung
zu offenbaren vermag. Denn dass sogenannte
Spukerscheinungen von Lebenden (als Doppelgänger
oder „Phantoms of the living") ausgehen, ist erwiesen.
(Vergleiche die Ergebnisse der „Society for Psychical
Researcha.) Mithin erscheint mir die Annahme einer
Prae-Existenz (ante diem natalem) und eventueller Kundgebungen
derartiger Wesen nicht unberechtigt. Speziell
nicht angesichts der traumbefangenen, ihres Daseins scheinbar
unbewussten und jeder Suggestion zugänglichen Wesen,
denen wir oft in Seances für Materialisationen begegnen.
Im Ferneren mit Hinsicht auf eine gewisse Klasse sogenannter
Kontrollspirits resp. der Koadjutoren solcher Medien,
durch welche untergeordnete Manifestationen erzielt werden
oder in denen man die Urheber von Schaden verursachenden
Spukvorgängen vermuthen kann, der Diakka, Dämonen usw.
Selbstverständlich bezieht sich das Erwähnte auf wirkliche
Phänomene und auf echte, nicht auf Pseudo-Medien,
wenngleich die sogenannten Zauberkünstler mitunter beide
Arten, nämlich auf mechanische Fertigkeit beruhende
Täuschung und mediale Begabung für die Kundgebungen
seitens der einer anderen Daseinssphäre angehörigen Wesen
in sich vereinigen. Den Charakter dieser Kundgebungen
bezeichnet man am zutreffendsten mit „Blendwerk".
Aus Hunderten von Beispielen, die sich auf meine
persönlichen Beobachtungen stützen, diene folgendes: Es
war anlässlich meines ersten Besuches bei dem nunmehr
verstorbenen Ira Moore Gowlies — dem hervorragendsten
aller Geisterseher —, dass er mich auf die Anwesenheit des
dazumal vor Kurzem aus dem Leben geschiedenen Zauberkünstlers
Hemnaan*) hinwies.
*) Ueber diesen Stern erster Grösse auf dem Gebiete der Salonmagie
alter wie neuer Schule (genannt Professor Compars üerrmann,
geb. 1816 zu Hannover, gest. 1887 zu Karlsbad) findet man inter-
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