http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0372
Erdmann: Drei Beiträge zu einer all gem. Theorie der „Begriffe". 363
1. durch die Art des Koordinationssystems selbst.
(Vergl. Nr. I),
2. durch die Art der Einschaltung,
3. durch die Art der Ausschaltung, oder
4. durch die Art der Einschaltung und Ausschaltung
zugleich.
Die Ernährungsverhältnisse und ihre Verschiedenheiten
sind meist wiederholbar und relativ umgrenzt, und
die durch sie bedingten relativ wiederholbaren, umgrenzten
und bekannten Gefühls werthe gehören daher zu den „ Begriffen
" und zwar zu den „abstrakten" 22J, die mit sprachlichen
motorischen Auslösungen23) — Worten — verbunden
— festgehalten — bezeichnet worden sind und werden.
Wie ich schon erwähnte, ist die obige Gliederung
(Analyse) der Ernährungsverhältnisse der Koordinationssysteme
, der Bedingungen ihrer Aenderungen, also auch
der Verschiedenheiten der Gefühls werthe, auf Grund einer
Vergleichung meiner Gefühlswerthe im Zusammenhange
mit meinen Koordinationssystemen, deren „Schwankungen"
sie begleiteten, entstanden. Aber nicht durch sie allein;
eine andere grossartige, zu diesem Zwecke noch nicht benutzte
Quelle bot mir die G e s c h i c h t e 24) der „Begriffe" insofern
sie sich an der Hand der sprachlichen Bezeichnungen rekon-
struiren lässt. (Die Geschichte der wissenschaftlichen „Begriffe
" kam für mich nicht in Betracht, da den Gegenstand
meiner Forschung, mein „Problem", die vulgären „Begriffe"
bildeten).
Die wissenschaftliche Lexikographie25) nämlich und die
2*) Also viele „Eigenschafts-", „Zustands-" und alle „Beziehungs-
begriffe", die somit eine wissenschaftliche theoretische Bestimmung
zu erhalten scheinen.
<i8) Wundt fasst sie als „Lautgeberde" auf, als „mimische Bewegung
der Artikulationsorgane, die meist der Kategorie der nachbildenden
Geberden angehören und die sich von anderen Geberden
nur dadurch unterscheiden, dass sich mit ihnen . . . ein Stimmlaut
verbindet." (Völkerspychologie I. 1, p. 322.)
u) Der Gedanke ist schon von Laz* Geiger ausgesprochen worden:
„Dem Wachsthum des Bemerkens folgt die Bezeichnung durch die
Sprache; dadurch ist die Erforschung und Unterscheidung des
Früheren und Späteren in ihr ein Mittel zu einer wahrhaften, empirischen
Kritik der menschlichen Vernunft"
(Ursprung und Entw. d. menschl. Sprache und Vernunft, 1868, I,
p. 3Ö1). Auch vom rein biologischen Gesichtspunkte ist es zweckmässig
, die Entwicklungsgeschichte der „Begriffe", deren Grundlage
jedenfalls Systeme von Zellen bilden, heranzuziehen.
25) Vergl. über ihre Aufgaben und Methode die Abhandlung
von H. Paul (Sitzungsberichte d. Philol. Kl. d. Bairisch. Akad.
1894, p. 53).
24*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0372