Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 365
(PDF, 224 MB)
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Erdmann: Drei Beiträge zu einer ailgem. Theorie der „Begriffe". 365

eines bestimmten Gefühlswerthes („abstrakten Begriffes") in
verschiedenen Sprachen29) festzustellen.

Aus den von mir so untersuchten Fällen (über 250)
hat sich folgendes wichtige und übereinstimmende Resultat
ergeben:

Die Wörter, die gegenwärtig vornehmlich oder ausschliesslich
verschiedene Gefühlswerthe „abstrakte Begriffe"
bezeichnen, bezeichneten ursprünglich nur Empfindungs-
werthe und zwar stets Grestaltqualitäten" (Nr. I, vornehmlich
zeitliche motorische), die aus dem einen, bei zusammengestellten
Wörtern auch mehreren in der Bezeichnung unmittelbar
enthaltenen Gliedern80) zu ergänzen sind; die
betreffenden Gefühlswerthe sind also durch meist zeitliche
Koordinationssysteme und durch ihr ungeändertes oder geändertes
Ernährungsverhältniss im Gehirn des bezeichneten
Individuums bedingt.

Der neu zur Abhebung, 7.11m ,,Bewusstsein4fc gelangte
Gefühlswerth (der auch zu den Thatsachen gehört, vergl.
Anm. 28) wurde nicht isolirt, sondern vermittelst eines
ganzen Koordinationssystems, in dem er einmal bei dem betreffenden
Individuum auftrat, also sammt dem ganzen
Empfindungskomplexe „aufgef asst", „be-griften", der auch
zu seiner Bezeichnung fortan diente; aus diesem Ganzen
löst er sich erst mit der Zeit los, indem das Mehr — der
Empfindungskomplex — eliminirt wird, wozu das „Vergessen
" der ursprünglichen „siunliehen Bedeutung" der Bezeichnung
beiträgt. (So ist sich derjenige, der nicht Sprachgeschichte
treibt, heute dessen nicht mehr bewusst, dass,
indem er sagt: „M. blieb eine Stunde in der Stadt", er
eigentlich sagt: M. „klebte eine Stunde"). Jedoch auch
heute, nachdem die ursprüngliche „sinnliche Bedeutung"
jener Werthe längst vergessen ist, treten die Gefühlswerthe,
bezw. „abstrakten Begriffe", bei den meisten selten ganz isolirt
auf, sondern gewöhnlich in Verbindung mit denjenigen Em-
pfindungskomplexen (Koordinationssystemen), in denen
sie in ihrer individuellen Erfahrung auftraten.81)

2q) Nämlich den indogermanischen; für andere Sprachstämme
fehlt es an sicherem Material.

30) Die Präfixe bezeichneten ursprünglich Raumempfindungen.

81) Vergl. RiboU „La psyehologie des sentiments", Chap. AI:
„La memoire affective"; die Resultate seiner statischen Versuche
stimmen mit meiner Analyse vollkommen überein und finden in derselben
eine vollständige „Erklärung". Die den betreffenden Gefühlswerth
mitbedingenden Empfindungswerthe brauchen nicht immer zur
, Abhebung" — zum „Bewusstsein" zu gelangen; in solchen Fällen
bedingt scheinbar das „blosse Wort" — die Bezeichnung allein —
den betreffenden Gefühlswerth („abstrakten Begriff").


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