Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 366
(PDF, 224 MB)
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366 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1904.)

Derselbe Gefühlswerth kann in verschiedenen Koordinationssystemen
auftreten: daher kommt es, dass in verschiedenen
Sprachen (aber auch in einer Sprache bei Synonymen
) verschiedene Empfindun^swerthe als ihre „sinnlichen"
Träger auftreten, zu ihrer Bezeichnung dienen. —

Nun wenden wir uns zu den geschichtlichen Thatsachen
selbst, durch welche die obigen Sätze mitbedingt sind.

Wir wählen zunächst drei einander nahe liegende Ge-
fühlswerthe: das „Warten", das „Suchen" und das „Finden".
Aus der Mannigfaltigkeit von Koordinationssystemen, in
denen jene Werthe auftreten, wähle ich folgendes, dessen
Aenderungen bei mir jene Werthe bedingten, das aber auch,
wie sich zeigen wird, mit den Angaben der Geschichte
jener Werthe übereinstimmt:

„M. ist „gewöhnt" an einem bestimmten Orte zu
einer bestimmten Zeit P. kommen zu sehen;" es tritt der
Fall einf dass „P. nicht erscheint"; diese „äusserlich" bedingte
Aenderung bedingt weiter eine „innerliche" — eine
„Auslösung": M. „späht umhei", „schaut hinaus"; in dem
so geänderten Koordinationssystem tritt als Abhängige des
geänderten Ernährungsverhältnisses ein bestimmter Gefühlswerth
— das „Warten" auf; nachdem dieser zur Abhebung
— zum „bewusstsein" (des M.) gelangt war, wurde
er sammt dem Empfindungswerthe, den er vornehmlich begleitete
, aufgefasst, wobei dieser Empfindungswerth
auch zur sprachlichen Auslösung gelangte und zur Bezeichnung
jenes Gefühlswerthes fortan diente; und zwar war
es bei dem Deutschen, dem Lateiner und dem Polen die
oben genannte Auslösung — das „Spähen, Hinausschauen":
ahd. warten, lat. ex-spectare = poln. wy-gladad.

In dem genannten Koordinationssystem gehenc weiter
folgende Aenderungen — „Auslösungen" vor: „M. „spürt
nach" oder „läuft, geht hin und hei"; das geänderte Er-
nährungsverhältniss begleitet nun ein anderer Gefühlswerth

— das „Suchet*".

Nachdem dieser zum „Bewusstsein" des M. gelangt war,
wurde er sammt jenen Empfindungswerthen, die er vornehmlich
begleitete, aufgefasst, die dann auch zu seiner Bezeichnung
dienten; es waren bei dem Deutschen und Lateiner das
„Spüren": got. 86k-jan, lat. vestigare;bei dem Griechen

— das „schnelle Laufen": diobxtiv und bei dem Franzosen

— das „Hin- nd Hergehen": chercher aus lat. circäre*)

Endlich ueht im Koordinationssystem noch eine —
durch die Umgebung bedingte — Aenderung vor: M. g e h t

*) — circumire; altfranz. cherchier, provenz. cercar. - Eed.


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