Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 374
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0383
374 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1904.)

Bericht über einen Geist,
der am 13. Oktober 1781 erschienen ist,

Entnommen aus No. 3 der Zeitschrift „Pot-Pourri" (herausgegeben
von Wanberk zu Frankfurt a. M.) vom Jahre 1781;
den ,,Psych. Studien" mitgetheilt und übersetzt von Maria
Gräfin Klinckowstroem und Carl Graf Klinckowstroem.*)

Ein Pariser Schöngeist bewahrt in seinem Portefeuille
ein komisches Heldengedicht, welches sich zur Jungfrau von
Orleans wie diese zum rasenden Eoland verhält. Darin
findet sich eine Beschreibung der Hölle; aber anstatt dieselbe
mit gehörnten Teufelchen zu bevölkern, welche mit einer
Heugabel bewaffnet die Verdammten verfolgen oder die
Gluten anfachen und ungeheure Kessel zum Sieden bringen,
nimmt der Dichter an, dass die einzigen Höllenqualen darin
beständen, ewig das Gegentbeil von dem thun zu müssen,
wofür man auf Erden Interesse gehabt hat. Nach diesem
höllischen Gesetz kann man sich ungefähr vorstellen, auf
welche Weise hübsche Mädchen für ihre übermässige Liebe
bestraft werden, und wie die Rachsucht die Kränkungen
und Beschimpfungen mit Blut sühnt. 40000 Rechtsanwälte,
auf langen Bänken sitzend, sind dazu verdammt, die An-

*) Der hochverehrte Herr Einsender schreibt uns zu dieser
geistreichen Plauderei im Gewände des Spiritismus, die immerhin
ein iitterarisch werthvolles Aktenstück ist: „An die Redaktion der
„Psych. Studien". Hiermit übersende ich Ihnen zur bei. Verwendung
eine Uebersetzung aus dem Französischen, die für Ihre Leser
von Interesse sein dürfte. Ist der berichtete Fall nun aber als eine
thatsächliche Geistererscheinung zu betrachten ? Mir will es scheinen,
nein! Denn trotz der Betheuerungen des Verfassers gegen Ende des
Artikels neige ich zu der Ansicht, dass derselbe nur diese, allerdings
ungewöhnliche, Einkleidung gewählt hat, um seinen Gedanken
über Rousseau, die göttliche Weltordnung usw. Ausdruck zu geben.
Auch sonst macht die Erzählung nicht den Eindruck einer echten
Geistererscheinung. Immerhin aber ist es recht interessant, wie in
der damaligen Zeit der materialistischen Aufklärung jemand Anschauungen
haben konnte, die beinahe an Flammarion erinnern,
wenn man nicht annehmen will, dass der ganze Artikel eitel Ironie
ist, was ja nicht unmöglich wäre! Der Satz über den Mond scheint
sogar dafür zu sprechen. Aber fördern nicht auch heutzutage unsere
Medien derartigen spiritistischen Unsinn zu Tage? Könnte nicht
gerade dieser Satz, in naivem Glauben niedergeschrieben, als Argument
für die Thatsächlichkeit des erzählten Phänomens in Anspruch
genommen werden? Wir stehen hier vor einem Räthsel,
welches heute nicht mehr gelöst werden kann. Gottlob ist es ja
nicht von grosser Wichtigkeit. Lesenswert aber bleibt der Bericht,
wie man ihn auch auffasst.

Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich Ihr

Berlin, im Dezember 1903. Graf Carl KlinekowstroemS


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