Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 391
(PDF, 224 MB)
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Litteraturbericht.

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liegen, welche die Erde in bald stärkerer, bald minderer Spannung
nach verschiedenen Richtungen durchziehen. Was dem hübsch geschriebenen
Schriftchen für Okkultisten besonderes Interesse verleiht
, ist die eingehende Bekanntschaft des Verfassers mit den Werken
von Heilenbach, du Prel, Zöllner, Fechner, Reichenbach und dessen
direktem Nachfolger Mariin Ziegler, mit welch letzterem, gleichfalls
verkannten Forscher er seiner Zeit in Genf über dieses für den
Laien schwer verständliche, aber schon von einem Galilei und Kepler
nicht auf den Mondeinfluss zurückgeführte Problem in persönlichen
Gedankenaustausch getreten war. Wenn Letzterer den Erdkörper
mit einem „lebendigen Unthier* vergleicht „dessen walfischartige
Respiration in periodischem Schlaf und Erwachen das Anschwellen
und Sinken des Ozeans verursacht*, so kann freilich dem
Verf. entgegnet werden, dass seit 1619 die wissenschaftliche Auffassung
der Naturvorgänge denn doch wesentlich fortgeschritten und überhaupt
der exakt wissenschaftlichen Forschung mit geistreichen Ideen
intuitiver Erkenntniss, so werthvoll auch solche in philosophischer
Hinsicht.sein mögen, wenig gedient ist. Die Zunftgelehrten werden
dem Verf. überdies vorwerfen, dass er unverhältnissmässig eingehender
bei der Erklärung der erwähnten, von ihm für analog erachteten
Erscheinungen als bei der näheren Begründung seiner eigentlichen
These über Fluth und Ebbe, bezw. bei der zunächst erforderlichen
Widerlegung der gegen s°ine Bedenken in jedem Lehrbuch der physikalischen
Geographie (wie z. B. schon bei Prof. Dr. K G. Reuschle,
„Die Physik der Erde*, Stuttgart 1851, S. 156 ff.) nachzuschlagenden
Erklärungsversuche verweilt habe. Dass, weil die Nordsee einen
weit stärkeren Salzgehalt hat als die Ostsee, die „Gezeiten* von
dem Salzgehalt des betreffenden Meeres abhängen sollten (S. 4), wird
kaum ein Fachmann einwenden. In ihrer vollen Ausbildung treten
diese bekanntlich nur bei den Ozeanen und den mit diesen in
offener Verbindung stehenden Meerestheilen auf, während fast vollständig
isolirte Meerestheile (bezw. Seen) das Phänomen nicht oder
nur wenig zeigen, wobei angenommen wird, dass eben ausschliesslich
bei Meeren mit grossen Wassermassen -— infolge des Strebens
aller einzelnen Wassertheilchen, sich nach dem Punkt der Erdoberfläche
zu, in dessen Zenith jeweilig Mond oder Sonne steht, oder
nach dessen Antipodenpunkt zu begeben, also theils von der Erdmitte
weg, theils der Oberfläche entlang sich zu verschieben —
jene ungeheure, die Erde täglich gedoppelt umkreisende Fluthwelle
hervortritt und vermöge der Hemmungen, welche letzterer das Festland
entgegense+zt, die Linien gleichzeitiger Fluthen < „Isorrachien")
von den Meridianen bedeutend abweichen, so dass Eintrittszeit und
Höhe der Fluthen durch die Vertheilung von Land und Meer mitbedingt
wird. So weist der atlantische Ozean normale Gezeiten
auf, schwächere schon die Nordsee, die mit der Atlantis nach Norden
in offener Kommunikation steht; sehr schwache, aber doch noch
wahrnehmbare dagegen die durch die Sunde und Belte mit dem
Skagerrak nur ganz schmal verbundene Ostsee; auch das fast ganz
abgeschlossene Mittelmeer — besonders natürlich dessen abgeschlossenste
Theile, wie die Adria — haben nur schwache Gezeiten.
Wenn aber auch Verf. es verschmähen zu dürfen glaubte, sich mit
der landläufigen Theorie in allen diesen Einzelheiten gründlich auseinander
zu setzen, so gebührt ihm doch jedenfalls das Verdienst,
zu weiteren Untersuchungen und Nachprüfungen in der genannten
Bichtung durch sein von echtem Forschertrieb zeugendes Werkchen
in sehr dankenswerther Weise angeregt zu haben, britz Freimar.


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