Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 413
(PDF, 224 MB)
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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 413

«

eigneten, für einen Grundpfeiler ihrer eigenen, d. h. der
materialistisch - monistischen Weltauffassung ausgegeben,
wird, — entschiedene, wenn auch natürlich dogmenfreie
Idealisten waren, darob lässt man sich keine grauen.
Haare wachsen. Noch viel mehr aber tritt besagter Widerspruch
zu Tage, wenn es sich um künstlerisch vollendete
Werke handelt, deren ganzer idealer Schwung, wie gesagt,
durch eine negativistische Weltanschauung alterirt werden
müsste. So pflegen dichterische und musikalische Produktionen
dabei vorzugsweise eine durchweg elegische oder geradezu
pessimistische Färbung anzunehmen, wofern nicht das grobsinnliche
oder fein satirische Moment in den Vordergrund
tritt, das erfahrungsgemäss niemals im Stande ist, den
Menschen zu höheren Leistungen zu begeistern oder im
Unglück zu trösten.

Daher ist es z. B. eine unverzeihliche Inkonsequenz, ja
eine offenkundige Entstellung der Thatsachen, wenn sich
die materialistischen Wortführer, Ilaeckel besonders, alle
Augenblicke auf Goethe berufen, sich aufdringlich zu ihm
zu gesellen suchen, seine Dichtungen geniessen und mit Vorliebe
zitiren. Abgesehen davon, dass schon der logisch-dialektische
Unterschied zwischen Deismus und Pantheismus, im
Grunde — wie später noch gezeigt werden soll — auf Einbildung
beruht, war jedenfalls Goethe's Pantheismus ein Licht
und Wärme spendender Idealismus, der himmelhoch über
dem neuestens sogenannten Monismus (alias Materialismus)
stand, und das eben macht Goeihey% Schriften zu jenem erfrischenden
und belebenden Born, aus dem wir alle ja schon
in den Jahren der jugendlichen Begeisterung schöpften*) Dass
er sich die Weltseele als ein wirkliches We s e n dachte und
sich die Idee der Fortdauer in keinem seiner Lebensabschnitte
rauben Hess, dafür zeugt so ziemlich Alles, wa^
wir von ihm selbst über seine Denkart wissen: seine Achtung
für die Bibel (die er selbstverständlich „cum grano
salis" las), seine Vorliebe für Spinoza, seine zarten Beziehungen
zu dem positiv frommen Frl. v. Plettenberg unu

*) Unter den einen Goethetsohen Negativismus beweisen sollenden
Aussprüchen wird namentlich sein bekanntes Diktum öfters zitirt:
„Wer Kunst und Wissenschaft hat, der hat Religion." Diese Wort t
werden nämlich von den Materialisten völlig schief so gedeutet, das-
Kunst und Wissenschaft die Religion zu ersetzen vermögen. Und
doch liegt eine andere, viel plausiblere Erklärung auf der Hand,
besonders wenn man Goethe's Gesammt-Weltanschauung Rechnung
trägt: die nämlich, dass Wissenschaft und Kunst (N. B. die wahre
Kunst!) in lebendigem Zusammenhang mit der Religion stehen und
zu wahrer Religion führen, was ja auch eine Lieblingsidee des Idealisten
Schiller war.


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