Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 414
(PDF, 224 MB)
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414 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1904.)

zu Lavater, vielfache Stellen seiner Gedichte, in denen er
sich speziell über religiöse Fragen äussert, vor Allem das
herrliche Glaubensbekenntniss seines Faust, seine Unterhaltungen
mit Eckermann u. s. w. Wie er sich persönlich
die Unsterblichkeit des Näheren dachte, ist zwar natürlich
nicht ganz klar; unter Anderem jedoch scheint ihm, wie
Lessing, eine Art vorläufiger Seelenwanderung vorgeschwebt
zu haben, was z. B. die seiner reinsten und
idealsten Liebe, Frau von Stein gewidmeten Verse andeuten:

„SagM was will das Schicksal uns bereiten!
Sag', wie band es uns so rein genau?
Ach, du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau! '

Wer sich also an den Goethe'schev Dichtungen erfreuen
und erbauen, diesem ihrem innersten Nerv aber nicht zugleich
Rechnung tragen will, der versündigt sich geradezu
an dem Geist, dem sie entsprossen, —

Dass Schiller's „Resignationu nichts als einen vorübergehenden
Zweifel des durch eine despotische Erziehung bis
zur Verzweiflung gequälten Jünglings bedeutet, während
sein ganzes Geisteswerk vom erhabensten philosophischen
Idealismus getragen wird, stände auch dann ausser allem
Zweifel, wenn wir keine Aeusserungen, wie die folgenden,
von ihm kennten:

„Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Thoren,
Im Herzen kündigt es laut sieh an:
Wir sind zu was Bessrem geboren."

Wenn also Dav. Strauss noch in seiner materialistischen
Schlussperiode glaubte, Goethe, Schiller, Lessing, sowie die
grossen deutschen Musiker seinen von ihrem „alten Glauben"
befreiten Anhängern empfehlen zu dürfen, ja deren Genuss
gewissermaassen zu einer neuen Religion machen wollte, so
scheint ihm entgangen zu sein, dass er sich dabei eines
ganz ungeheuerlichen logischen Widerspruchs schuldig
gemacht hat. Abgesehen davon, dass er selbst die von
religiöser Begeisterung diktirten Stücke jener Meister keineswegs
aus seiner Beurtheilung ausschliesst, ist dieselbe auch
gegenüber vielem Anderen, was sie hervorbrachten, ein ungebührlicher
Missgriff, wie ja der ganze Boden, aus dem
ihre schönen Pflanzen emporkeimten, ein anderer als
der seinige war. Sie glaubten fest und bestimmt an
den endlichen Triumph des Guten, Strauss offenbar nicht
mehr. Denn wer die persönliche Fortdauer für Unsinn
hält, wer ohne dieselbe noch mit dem Weltübel fertig zu
werden meint, ohne in Pessimismus zu verfallen, wer in


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