Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 416
(PDF, 224 MB)
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416 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1904.)

bei dem konsequent negativistischen Weltschmerzdichter
Leopardi, so könnten seine Dichtungen nur denselben zersetzenden
Eindruck, wie die des Letzteren, machen; denn
auch Byron's Pessimismus hatte eine tiefe Ursache: er
wurzelte hauptsächlich in seinem krankhaften melancholischen
Temperament5*) und war keineswegs blos, wie Dühring
wähnt, eine „Rückwirkung der Zeitströmung". —

Schliesslich muss hervorgehoben werden, dass das
Wesen der idealistischen Kunst mit ihrem Gepräge des
Erhabenen und Emporhebenden in innigster Beziehung zu
der oben besprochenen Thatsache der fast ausnahmslos
idealistischen und glaubensstarken Geistesrichtung grosser
Männer überhaupt steht. In ihr suchen und finden sie die
Kraft, sich über die Unbilden des Lebens zu erheben und
ihre grossen Aufgaben auszutragen. Sie sind also in der
Regel Optimisten; woher aber nehmen sie eigentlich ihren
Idealismus und den sich aus ihm ergebenden Optimismus?
Hier muss nun vorläufig bemerkt werden, dass es zwei
Arten von Optimismus und von Pessimismus giebt. Die
erste bezieht sich auf das augenblickliche Leben oder auch
auf eine ev. vorübergehendfe Stimmung des betreffenden
Menschen, indes die zweite den Schicksalen und letzten
Dingen des lebendigen Daseins überhaupt Rechnung trägt.
Daher kann man zugleich Optimist und Pessimist sein:
hält Einer wenig von seinem eigenen gegebenen Leben, ja
von der gesammten derzeitigen Existenz, lebt er aber
dabei der festen Ueberzeugung, dass sich dereinst Alles
zum Besten kehren muss und wird, so ist er Pessimist für
das Momentane und Optimist für das Ganze oder Ewige.
Und umgekehrt kommt es vor, dass sich Einer sein behagliches
Leben Wohlgefallen lässt, sich aber die letzten Dinge
in höchst erbärmlicher Gestalt vorstellt, d. b, nach materialistischer
Art auf eine dereinstige Ausgleichung des irdischen
Jammers und Unrechts verzichtet, ja das unbegrenzte
Fortbestehen des einmal zum Bewusstsein seiner selbst gelangten
Lebens selber in Frage stellt, was also im Wesentlichen
pessimistische Ansichten sind. Und glaubt ein solcher
Materialist dabei dennoch nicht Pessimist sein zu
können oder zu dürfen, so kann man nicht umhin, darin
eine zu weit gehende, durch glückliche Lebensumstände
begünstigte Leichtlebigkeit, ja einen gewissen philosophischen
und besonders moralischen Leichtsinn zu erkennen
. Denn wie könnte wohl ein Mensch, der sich das
ungezählte vergangene, gegenwärtige und zukünftige Wehe

*) Ausführlicheres hierüber findet der Leser in meinem Buch
„Gesundheit und Glück,* S. 50—51.


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