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Erdmann: Drei Beiträge zu einer allgem. Theorie der „Begriffe". 425
Eine vollständige Gliederung und Beschreibung aller
sprachlich bezeichneten G-efühlswerthe ist Aufgabe der
Psychologie und zwar eines vollständigen wissenschaftlichen
Kategoriensystems aller menschlichen Aussagen.
Die vorliegende Arbeit dürfte einen Beitrag dazu geliefert
haben. * s
III.
Eine Analyse des „Verstehens" und „Begreifens".
Besonders möchte ich noch zwei Gefühlswerthe —
„Charaktere" behandeln, die mit meinem Hauptproblem —
den „Begriffen" — im engsten Zusammenhange stehen: das
„Begreifen" und „Verstehen". Das „Verstehen" und „Begreifen
" einer Aussage eines Mit-menschen sind Gefühlswerthe
— „dialektische Epieharaktere", die das öiaXeyo/isvov^
das Gesagte oder Gehörte begleiten; sie sind Abhängige
der Ernährungsverhältnisse derjenigen Koordinationssysteme,
die eine fremde Aussage mit den „Schwankungs"-Arbeitsformen
des Hörers oder Lesers bildet; es dürfte
folgende Analyse der Bedingungen jener Werthe
geboten werden:
I. Die Aussage eines Mitmenschen: ein einzelnes Wort
hat zum Inhalte:
a. einen Empfindungswerth
, z. B. „der Hund";
b. einen Gefühlswerth z. B.
„treu44, „der Glaube";
und bildet Koordinationssysteme mit (des Hörers oder Lesers)
1) (anderen) Worten, z. B.
„der Hund bellt";
2) Arbeitsformen, die jenen
Empfindungswerth bei ihm je
bedingten,
Psychische Stadien. Juli 1904.
1) (anderen) Worten, z. B.
„der Glaube maoht selig41;
2) Arbeitsformeny die bei
ihm jenen Gefühlswerth je mitbedingten
; der Hörer oder
Leser „denkt" also vorwiegend
an die Empfindungswerthe, die
jenen Gefühlswerth bei ihm
je bedingten und begleiteten;
z. ß. bei dem Worte „treu"
„denkt" er an seinen Hund
oder an seine Geliebte; (vergl.
Anm. 31 und meine Tafel in
No. II),
3) sie verbindet sich funktionell
mit dem entsprechenden
Gefühlwerthe in der Form des
„Gedankens44.
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