Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 435
(PDF, 224 MB)
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Sage: Kritische Betrachtungen über die „Schlaftänzerin'', 435

loses Muster von Höflichkeit hingestellt werden könnte.
Deshalb möchte ich die fragliche Antwort, wenn sie wirklich
so lautete, lieber einer momentanen Vergesslichkeit
zuschreiben. —

Sicherlich war de Bockas immer zu sehr geneigt, die
Aussagen der Somnambulen für den Ausdruck der Wahrheit
zu nehmen; sicherlich war er immer zu verschwenderisch
mit Theorien und sogar mit schwer zu rechtfertigenden
mystischen Theorien. Dies ist aber kein Grund, den
wirklich wissenschaftlichen Werth seiner zahlreichen Arbeiten
zu verkennen. Ich wiederhole es: seine Studie über
die Schlaftänzerin Lina ist die beste, gründlichste und vollständigste
, welche jemals über dieses Phänomen erschienen
ist. Das Werk, das in Grenoble (1900) unter dem Titel:
„Die Gefühle, die Musik und die Geberdensprache" erschienen
ist,*) weist eine Fülle von Illustrationen und Posen
des Mediums mit allem möglichen Vergleichungsstoff auf.
Es hat — oder vielmehr: es hatte, denn augenblicklich ist
die Auflage vergriffen — nur den einen Fehler, dass es zu
theuer war (35 fr.); für einen auserlesenen Leserkreis von
Künstlern und Gelehrten bestimmt, ist es natürlich beim
grossen Publikum nahezu unbekannt geblieben.

Mlle. Lina ist eine junge Frau, die bei Malern Modell
stand. De Bockas begegnete ihr bei einem seiner Freunde
und bemerkte sofort, dass sie für magnetische Einflüsse
sehr empfänglich war» Thatsächlich ist sie hysterisch und
bietet ziemlich zahlreiche hypnogene Punkte dar. Ich glaube
nicht, dass man bei Magdeleine G. unzweifelhafte solche
bereits gefunden hat, aber allerdings hat meines Wissens auch
noch keine absolut überzeugende und völlig einwandsfreie
Prüfung bei ihr stattgefunden. Uebrigens messe ich diesem
Punkte keine grosse Wichtigkeit bei: ich überlasse den
Aerzten die Sorge, alle anormalen Phänomene der
Hysterie zuzuschreiben, die sie selbst nicht verstehen.
Das Wort „Hysterie" ist ja ein um so bequemerer technischer
Ausdruck, als er sogar heute noch keinen präzisen
Sinn hat.**) —

*) Man vergleiche die eingehende Würdigung, die dieses
prächtig ausgestattete Buch in den „Psych. gtud.« (1901, S. 58 ff.)
durch unseren damaligen Litteraturberichterstatter Dr. jur. Erica
Botin gefunden hat, sowie unsere Fussnote im Februarheft er. S. 119,
worin wir selbst bereits auf den maassgebenden Vorgang der Experimente
mit Mlle. „Zwa" aufmerksam gemacht haben. — B e d.

**) Der von Dr. v. Schrenck-Notzing in seinem soeben erschienenen
Buch (s. u.) als Ergebniss einer genauen körperlichen und
psychischen Untersuchung (S. 21 ff.) mitgetheilte ärztliche Befund
wurde am 6. März er. von den Nervenärzten Dr. Seif, Dr. Ein und


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