Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 436
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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436 Psychische 8tiidieii. XXXI. Jahrg. 7. Heft (Juli 1904.)

Unter dem exakt wissenschaftlichen Gesichtspunkte
hatte „£$>ta" eine schwache Seite: sie war an das Posiren
im Atelier gewöhnt. Vor „Magäcleine" hatte sie aber den
Vorzug, auch keine Note von Musik zu verstehen. Im
Wachzustand zeigte sie für Musik nicht einmal einen deutlich
ausgesprochenen Geschmack. „Magäeleine" dagegen ist
nicht nut musikalisch begabt und geschult, sondern hat
für die edle Tonkunst eine wahre Leidenschaft. Und
dennoch waren die durch die Musik bestimmten Posen und
Gesten bei „lincr' ganz entschieden wahrer und richtiger,
als die bei „Magdeleine" hervortretenden. Jedenfalls war
die Wirkung auf den Zuschauer mächtiger, weil die schlanke,
hochgewachsene Lina zugleich ausdrucksvollere Züge und
einen nicht weniger leicht beweglichen Gesichtsausdruck
mit etwas Traurigem und Ernstem hatte, das verführerisch
wirkte. Und doch begegnete sie der allgemeinen Gleich-
giltigkeit, während ihre glücklichere Nebenbuhlerin die
Volksmassen beinahe in Aufruhr brachte. Warum? Weil
die Gelehrten — genau so wie die gewöhnlichen Sterblichen
— nicht dem Phänomen als solchem, sondern dem
Erfolg nachlaufen! Sie kommen wohl gerne, um zu
sehen, aber sie verschmähen es dabei auch nicht, gesehen
zu werden. —

Herr von Schrenck-Notzing und seine Freunde bezeichnen
den Zustand, in welchem sich die „Schlaftänzerin'
befindet, mit dem vagen Ausdruck „Somnambulismus". Sie
halten geflissentlich daran fest, die Erscheinung so zu bezeichnen
, weil sie an die verschiedenen Zustände
(bezw. Stufen) der Hypnose nicht glauben. Sicherlich
haben sich diejenigen Forscher — zu denen auch de Rochas
gehört —, welche die Hypnose in scharf getrennte und deutlich
unterscheidbare Zustände abtheilen wollten, getäuscht,
sie wurden von ihren eigenen Suggestionen für Narren gehalten
. Aber nichts desto weniger steht fest, dass die Hypnose
mehr oder weniger tief sein kann. Nun begegnet man
aber dem Phänomen, mit welchem wir uns hier befassen,
nur in einem sehroberflächlichen Zustand
von Hypnose und immer in Begleitung von
Katalepsie. Peswegen bleibt das Medium, wann die
Suggestion — sei es nun Musik oder Worte — plötzlich
aufhört, unbeweglich in der ihm zuletzt suggerirten Stellung.

Dr. Feser. sowie dem Tonpsychologen Dr. med. 0. Schnitze nachgeprüft
una stimmt auch mit den spezialärztliehen Feststellungen des
bekannten Neurologen Dr. Leopold Löwenfeld (S. 27 ff.), des Augen-
arzts Dr. Anike, sowie der Psychiater Dr. Gudden und Dr. Rehm in
allen wesentlichen Punkten überein. —-Red.

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