Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 443
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Lombroso: MisoneYsmus.

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Ich habe zu wiederholten Malen darauf hingewiesen f
dass ein Fortschritt bei dem von Natur aus konservativ
veranlagten Menschen unmöglich gewesen wäre, wenn nicht
gewisse aussergewöhnliche zufällige Umstände ihn in die
Notwendigkeit versetzt hätten, den furchtbaren Widerwillen
gegen Neuerungen zu überwinden. Das geschah zumeist
dadurch, dass diesem Widerwillen noch stärkere Schmerzgefühle
gegenüberstanden; dann durch das Auftreten eigenartiger
Menschen, genialer Narren oder besonders energischer
Naturen, die durch einen aussergewöhnlichen Altruismus
wirkten und durch eine überlegene Gehirnthätigkeit im
Stande waren, ihre Zeitgenossen mit sich fortzureissen, ohne
vor der eigenen Gefahr zurückzuschrecken, noch vor der
Bache des Volkes,

In der Bibel finden wir Aussprüche, die diesen hartnäckigen
konservativen Geist zum Ausdruck bringen. In
dem antiken Gesetzbuch des Manu (Buch I, Absatz 108—09)
finden wir folgende Stelle: „Die undenklichen alten Sitten
und Gebräuche sind der Inhalt des durch die Offenbarung
und durch die Ueberlieferung genehmigten Grundgesetzes;
in Folge dessen muss derjenige, der sein Seelenheil zu bewahren
wünscht, sich mitBeharrlichkeit den undenklichen
alten Sitten und Gebräuchen
unterwerfen.*

Auf diesen Gesetzen basirten die Alten alle ihre
Strenge und Härte. Lykurg untersagte das Reisen in
fremde Länder (Platö). Und Plato schlug die Einführung
von Gesetzen vor, die jedem Bürger das Auswandern
zxxm Zwecke des Studiums der römischen Gesetze verbieten
sollten.

Für gewisse Negerstämme ist jeder Fremde stets ein
Eindringling, ein Feind.*) Und so war es auch bei unseren
"Vätern. Und da die Religion stets in erster Linie das
konservative Amt der Sitten und Gebräuche versah und
sofort jede Uebertretung einer die Sitten und Gebräuche
betreffenden Vorschrift als eine Verletzung der Moral und
eine Beleidigung Gottes betrachtet wurde, so kam es nach
und nach, dass alle Hüter der Religion, alle Priester für
heilig gehalten wurden; und während diese für völlig
. immun und straflos angesehen wurden, galt jede Beleidigung
gegenüber ihnen als Verbrechen, und als Verbrechen galt
auch jedes Zuwiderhandeln gegen alle von den Priesterii
.aufgestellten Gesetze, mochten diese auch noch so absurd
erscheinen.

4

\ , .Ii n

*) Vergl. die etymologische Verwandtschaft von lat. hospes
(Gast = Fremder) und hostis (Feind). — Red.

29*


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