Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 461
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0470
Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 461

gegen das Unrecht-Thun, die Staatslehre verhindert das
Unrecht -Leiden. Schopenhauer kennt genau die Ursache
der Kriege und das innerste Wesen des modernen Staates.
Er zitirt Voltaire'% Wort: ,,Dans toutes les guerres il ne
s?agit que de voler." Jede Regierung betheuert aber stets
laut, nur zur Selbstvertheid iuung die Waffen zu ergreifen.
„Statt aber die Sache mit öffentlichen, offiziellen Lügen zu
beschönigen, sollten sie sich, frech und frei, auf die Lehre
des Macchiavelli berufen." Nämlich: willst du nicht unterjocht
werden, so unterjoche den Nachbarn bei Zeiten, solange
seine Schwäche dir Gelegenheit bietet! Zynisch-gelassen
meint Schopenhauer „Im Grunde sieht jeder Staat
den andern als eine Räuberhorde an> die über ihn herfallen
wird, sobald die Gelegenheit kommt."*) — Im vollen
Gegensatze zu Kant führt Schopenhauer das echte (d. h.
moralische) Eigenthumsrecht allein auf Bearbeitung und
nicht auf Besitzergreifung zurück. Er wird oft als
Aristokrat und eifriger Royalist gepriesen und wirklich
war er dies auch im geistigen Sinne und er verlangte,**)
dass es eine Familie gebe, deren Wohl von dem des
Landes ganz unzertrennlich sei: diese wird dann ihr eigenes
Wohl niemals ohne das allgemeine befördern. Ganz abgesehen
davon aber, dass uns die Geschichte lehrt, dass diese
„eine Familie" oft nur ihre dynastischen Interessen oder die
des ihr zunächst stehenden Hoch- und Militäradels beförderte
, auf Kosten der Allgemeinheit, so stammt (wie Karl
Otto Erchnann hervorhebt) dieser sogen. Royalismus Schapen-
fiauer's aus seiner tiefen Menschen Verachtung her. Nur damit
die Genies, die Denker, Dichter, Künstler in ihrer
Studirstube ruhig ihrer Geistesarbeit nachgehen können,
sollen die Fürsten die „misera contribuens plebs" hübsch
im Zaune halten; jenen wird also im Grunde nur die
wenig beneidenswerte und ehrenvolle Rolle von Popanzen
und Bütteln zuertheilt.

|Hier folgt in der demnächst erscheinenden Buchausgabe
zunächst eine auf den Quellenschriften fussende Besprechung der
deutschen Historiographie von Johannes v. Mittler bis zu den
Erstlingswerken SybeVs, auf deren Abdruck wir aus leidigen Rauni-
rücksichten verzichten mussten. — Ee d.]

_ _ _ - *

*j Ibidem: „Par. u. ParaL" II. Bd. § 125.' Wir wissen nicht,
ob Schopenhauer bei diesem Satze jene Stelle aus einem Werke des
grossen Kirchenvaters Augustinus („De civitate l)ei IV, 4) im Auge
gehabt hat, woselbst über eine Unterredung zwischen Alexander
dem Grossen und einem Seeräuber berichtet wird, welche die Entstehung
des Gewaltstaates beleuchtet.

**) „Welt als Wille und Vorstellung" I, 4, § 62; II, Kap. 47.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0470