Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 462
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0471
462 Psyohisehe Studien. XXXI. Jahrg. 8. Heft. (August 1904.)

Wir treten nun ein aus der Periode der Romantik in
die Periode der Wirklichkeit, aus der Periode der Phan-
tastik in die der Natürlichkeit. „Gedeihlich ist, was natürlich
ist" hatte Jakob Grimm gesagt, und ein sinnlich-geistiges
Leben predigen vor Allem die Priesterinnen dieser neuen*
freien Zeit: die Herz, Rahel, Bettina, bis dann das „junge
Deutschland14: die Heine, Gutzkow, Laube, Wienbarg, Mündt,
die „Emanzipation der Sinne" auf ihr Banner schrieb.
Ein reformatorischer Fortschrittsdrang erfüllte alle Geister!
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner
selbstverschuldeten Unmündigkeit," hatte Immanuel Kant ge-
lehrt, und die neue Generation stellte die Musen in den
Dienst freiheitlicher Zeitströmungen, um den Absolutismus
der vorhin geschilderten traurigen Epoche zu brechen, jener
Epoche, in der jeder freiheitlich-nationale Gedanke ein
Verbrechen war. —

Zunächst tritt uns eine Reihe von Frauen als
Priesterinnen reiner Menschlichkeit und vorgeschrittener
Sittlichkeit entgegen. Da ist vor Allem die imposantschöne
Jüdin Henriette Herz, Tochter des Arztes de Lemos,
Gattin des (1803 gestorbenen) Arztes Hofrath Markus
Herz, welche als Erste ihren litterarischen Salon zum
Sammelpunkte geistvoller Menschen machte. Sie war die
Freundin Schleiermachet's. „Sie hat mich Italienisch gelehrt
/4 so schreibt dieser von ihr, „wir lesen Shakespeare
zusammen, beschäftigen uns mit Physik, dazwischen gehen
wir spazieren und reden recht aus dem Innersten des Ge-
müths über die wichtigsten Dinge/4 Begeistert für die
ebenso geistreiche als schöne Henriette ITerz schrieb auch
Schleiermacher seine berühmt gewordenen Vertheidigungs-
briefe für Friedrich v. Schlegel** „Lucinde", zu welcher
diesem seine Geliebte Dorothea Feit Modell gestanden hatte.
Ueber das ehelose Zusammenleben dieser Beiden — Dorothea
war von ihrem Gatten noch nicht geschieden — urtheilt
Schleiermacher: „Das sind unglückliche Verwicklungen, die
aus den Widersprüchen in unseren Gesetzen und Sitten
entspringen." Der Euf der Hofräthin Herz, welche 1817
zum Christenthum übergetreten war, als hochgebildete feingeistige
Frau, war so gross., dass die Königin Luise von
Preussen sie zur Erzieherin ihrer ältesten Tochter Charlotte
, der nachmaligen Kaiserin von Russland, machen
wollte.

Am 7. März 1833 starb zu Berlin, zweiundseehzig-
jährig, Antonie Friederike Rahel Levin oder Friederike Robert^
wie sie sich nach ihrer erst in reifem Alter erfolgten Taufe
nannte, 1814 hatte sie sich, nachdem zweimal ihre Herzens-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0471