Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 464
(PDF, 224 MB)
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464 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 8. Heft. (August 1904.)

heit hatte sie sich gebildet; sie war es, welche ihn, zu
einer Zeit, zu der er durchaus noch nicht allgemein anerkannt
war, in Norddeutschland einführte; durch all ihr
Leben, wie sie selbst sagt, begleitete sie der Dichter: „er
war ewig mein einziger, gewissester Freund, mein Bürge,
dass ich mich nicht unter weichenden Gespenstern ängstige;
mein superiorer Meister, mein rührendster Freund, von
dem ich wusste, welche Höllen er kannte." Sie machte die
Wohlthaten, welche Goethe'* gereifte Lebensweisheit ihr
spendete, auch für Andere, deren Trösterin und Vertraute
sie war, fruchtbar; sie bildete eine wahre Goethegemeinde
um sich. Ihn selbst hatte sie in Karlsbad kennen gelernt
und eine respektvolle Freundschaft verband die Beiden
zeitlebens. Ja sie brachte das Kunststück fertig: Goethe
und die Freiheit zu lieben! Ein revolutionäres Etwas
loderte in ihrem Geiste, sie war — um mit Brandes au
reden — „das erste grosse und moderne Weib des deutschen
Kulturlebens." Gegen Lüge und Verrath in allen Formen
kämpfte sie an, deshalb trat sie auch für das ein, was man
heute Frauenemanzipation nennt. Sie will die Frau vor
der Willkür des Mannes schützen; Mangel an Liebe soll
zur Scheidung der Ehe genügen. „Ist intimes Zusammenleben
, ohne Zauber und Entzücken, nicht unanständiger
als Ekstase irgend einer Art? Ist Aufrichtigkeit möglich
wo Unnatürliches gewaltsam gefordert werden kann?" Ihre
Ideen decken sich da ganz mit denen eines Shelley, einer
ö. Sand. Am schroffsten und geistvollsten spricht die Rakel
ihre Ansichten über die moderne Familie in ihrem Tagebuche
von 1820 aus: „Kinder sollten nur Mütter haben,
und deren Namen haben; und die Mutter das Vermögen
und die Macht der Familie: so bestellt es die Natur; man
muss diese nur sittlicher machen . . . Fürchterlich ist die
Natur darin, dass eine Frau gemissbraucht werden kann,
und wider Lust und Willen einen Menschen erzeugen
kann. Diese grosse Kränkung muss durch menschliche
Anstalten und Einrichtungen wieder gut gemacht werden:
und zeigt an, wie sehr das Kind der Frau gehört. Jesus
hatte nur eine Mutter. Allen Kindern sollte ein ideeller
Vater konstituirt werden, alle Mütter so unschuldig und in
Ehren gehalten werden, wie Marian Und sie weist darauf
hin, dass man die ausserehelichen Kinder charakteristischer
Weise natürliche Kinder nenne.

Rahel war eine ebenso originelle, als tiefe Denkerin.
„Menschen und ihr Glück sind Bestandteile des grossen
Alls" und „qs giebt kein Schicksal; es giebt ein Universum,
in dem entwickeln wir uns; diese Entwicklung ist unser


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