Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 465
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 465

Schicksal." „Auch das Jetzt ist ein Theil der Ewigkeit."
In ihrem Philosophiren folgt sie den Spuren Spinoza'*,
Lessing's und FichtJs. — Rahel nahm thätigen Antheil am
öffentlichen Leben. Voll Esprit, Witz, Geist, Grazie, Ver-
ständniss plauderte sie mit ihrer tiefen Alt-Stimme in ihrem
Salon, in dem die Grössen der Zeit verkehrten: Schleier-
macher, Wilhelm und Alexander v. Humboldt. Steffens, Fouqu^
Schellin g, Fichte, Gans, Bernhardt (der Schwager Tieck's),
Chamisso, Baron Cotta, Heine, Börne, wenn sie Berlin berührten
, Arnim mit seiner Bettina, und — last not least —
L. Ranke.*) Auch am nationalen Auileben betheiligte sie
sich. 1813 veröffentlichte sie den von ihr abgefassten Aufruf
zur Organisation der Frauenhilfe für Verwundetenpflege
; in Prag pflegte sie selbst Fieberkranke; auch 1831,
während der grossen Choleraepidemie in Berlin bewies sie
grossen Muth, seltene Unerschrockenheit und hohes Samariterthum
. Trotzdem aber vertheidigte sie doch stets mit
Nachdruck gegen den verlogenen, unter der Flagge der
Humanität segelnden ^Patriotismus* den humanen Patriotismus
, das Humanitätsideal. Sie, die „begeisterte Thyrsus-
8chwingerin des Zeitgedankensu, sagte in schlichter Frömmigkeit
: „Jede menschliche Seele ist von Natur eine
Christin." —

*) Auch Prinz Louis, gewöhnlich Prinz Louis Ferdinand genannt
, Sohn des Prinzen Ferdinand, jüngeren Bruders Friedrich des
Grossen, verkehrte in Rahel's Hause und korrespondirte mit ihr. Er
war ein Mann von grossen Gaben, der aber auch theilweise wegen
Brachliegenmüssens dieser in Saus und Braus lebte und sich den
Namen des „preussisehen Alcibiadestf erwarb. Karl v. Nostitz, der
Adjutant des Prinzen, dessen Tagebuchfragmente 1848 veröffentlicht
wurden, giebt uns eine anschauliche Schilderung von des genialen
Prinzen Leben, insbesondere von dessen galanten Abenteuern. In
seinen Briefen machte der Prinz Rahel zur Vertrauten seiner Leidenschaft
zu zwei weiblichen Wesen: Pauline Wiesel und Henriette
Fromm. Letztere — „Demoiselle Fromm, ein schlankgezogenes und
wohlerzogenes Mädchen, jedoch ohne Aufschwung der Seele/ wie
Noslitz schreibt — war die Mutter zweier Kinder: Louis und Blanche,
welche der König 1810 in den Adelsstand, unter dem Namen
von Wildenbruch erhob. Louis' Sohn ist der jetzt lebende, bekannte
patriotische Dichter Ernst von Witdenbruch. (Vergl. dazu Eduard
fasse: „Gesch. des preuss. Hofes, des Adels und der Diplomatie*
II. Bd. 115—128). Noch einer der letzten Briefe, die der Prinz überhaupt
schrieb, vom 11. Septbr. 1806, war au Rahel gerichtet. Am
10. Oktober starb er, im engen Saalethal von Lünnes und Augereau
umzingelt, den Heldentod. In der Nacht vorher und während des
Gefechts — Saalfeld war keine Schlacht — soll dem Prinzen Louis
Ferdinand die „weisse Frau44, auch Anderen sichtbar erschienen
sein, wie ein Geheimbericht des Grafen Nostitz erzählt, den dessen
Sohn 1870 unserem nachmaligen Kaiser Friedrich III. überreicht
haben soll. (Vergl. „Psych. Stud.« 1895, p. 445-448.)


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