Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 466
(PDF, 224 MB)
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466 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 8. Heft. (August 1904.)

Eine ganz anders geartete Natur war die Schwester
von Clemens Brentano, spätere Gattin Arnim'$: Anna Elisabeth
von Arnim, geb. Brentano, gewöhnlich Bettina genannt. Ihre
Grossmutter war die Jugendgeliebte Wielanä\, die begeisterte
Verehrerin Rousseau^: Frau Sophie von La Roche
gewesen, in deren litterarischem Salon Dr. jur. Wolf gang
Goethe, von Wetzlar kommend, in Thal-Ehrenbreitenstein so
freundliche Aufnahme gefunden hatte. Ihre Mutter war die
„engelsschöne Max" gewesen, Sophie's Tochter, an deren
Seite Goethe in den sonnigen Herbsttagen des Jahres 1772
ebenda selige Stunden verlebt und Lotte Buff, Kestner's Braut,
zu vergessen gesucht hatte. Jene Maximiliane hatte, ihre Liebe
zu Goethe unterdrückend, den reichen Frankfurter Kaufherrn
Peter Brentano geheirathet: ihre Tochter war jenes
brave, wackere Herz, die Freundin Goethe's und des romantischen
Königs Friedrich Wilhelm IV: Bettina. 1807 sah sie,
zweiundzwanzigjährig, zum ersten Male den 58 jährigen, von
ihr schwärmerisch geliebten Goethe, mit dem sie bald ein
wundersames Verhältniss verknüpfte. „Nach vierzig Jahren
kam Mignon wieder und nannte sich Bettina" schreibt Börne,
und wie eine verkörperte Mignon, wie ein sylphenhaftes
Elementarwesen, das Goethe, der diese Liebe gelassen duldete
, umflatterte, so tritt uns Betlina „das Kinda wahrhaftig
entgegen. Bald erkannte sie aber den Irrthum ihres Herzens,
Schwärmerei für Liebe zu halten, und reichte dem Freunde
ihres Bruders, Achim v. Arnim, zu glücklichem Ehebunde die
Hand. Nichts desto weniger lebte ihre Begeisterung, ihre
Treue, ihre Verehrung für Goethe in ihrem Herzen fort; er
war und blieb ihr höchstes Ideal! „Als sie aber merkt,
dass der Goethe der Wirklichkeit nicht in allem Stich hält
dem Goethe ihres Ideals und seiner Jugend, dass die Würde,
die er jetzt zur Schau trägt und die auch der geheimräth-
liche Stil seiner Antworten ausprägt, bisweilen mehr ein
Erzeugniss bequemen Behagens, als der Treue gegen seinen
Genius ist; als sie sieht, dass er dem „Philisterthum*1, statt
es zu bekämpfen, Zugeständnisse macht und den Verkehr
mit „Philistern", wie Riemer und Zelter, dem Wettstreit mit
genialen Naturen vorzieht, da wird das hingebende Mädchen
auch zur ernsten Mahnerin, zur begeisterten Fürsprecherin
seiner eigenen Jugendideale/4*) Aus dieser Stimmung heraus
entwickelt sich ihr bekannter Briefwechsel mit Goethe,
in welchem sie ihm manch herbe Wahrheit sagt, ihm einen

*) Siehe das vortreffliche Werk von Johannes Proelss: „Das
iunge Deutschland, Ein Buch deutscher Geistesgeschichte.14 II. Bd.,
VIII, 465 ff.


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