Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 484
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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484 Psychische Stadien. XXXI. Jahrg. 8. Heft. (August 1904.)

Gewissen habe. Auch bin ich jetzt so alt, dass mich die
Sache nicht mehr berührt. Unser Familienfreund erzählte
mir also Folgendes:

„Eine Gesellschaft junger Herren war in einem Nacht-
cafö in einem Separatzimmer Nachts beisammen, und zwar
sollen die Herren alle mehr oder weniger bezecht gewesen
sein. Da habe sich plötzlich die Thür aufgethan und — ich
sei hineingetreten, sei dicht an den Tisch herangekommen
und habe der Reihe nach jeden einzelnen Herrn ruhig angeschaut
; hierauf habe ich mich schweigend umgewandt und
das Zimmer verlassen. Darüber habe dann ein grosses
Hailoh und sittliche Entrüstung unter den Herren des
Nachtcafes geherrscht." —

Ich bin eine schwer zu verwechselnde Persönlichkeit,
selbst für berauschte Leute leicht erkennbar. Alle dort
anwesenden Herren wollen mich leibhaftig gesehen und
deutlich erkannt haben und, als der Freund unserer Familie,
bei dem man mich wohl verklagt hat. es einem der Herren
nachträglich als ganz unmöglich abstritt, antwortete
dieser: „Nun, ich muss sie doch kennen!" Aus dieser
Antwort glaube ich schliessen zu dürfen, dass jener so
sichere Kenner ein naher Angehöriger von mir war, von
dem die Verhältnisse mich schon seit längerer Zeit trennten.

Ob diese Skandalgeschichte weiter verbreitet wurde,
weiss ich nicht. Viel Gläubige wird sie wohl nicht gefunden
haben. Aber wer war die Frau, die genau wie ich
ausgesehen hat?

Ich kann nicht anders, als glauben —, dass ich es
war, dass meine sorgenden Gedanken im Schlaf irgend eine
mir liebe Person suchen gingen und in jener Gesellschaft
zu finden fürchteten. Aber noch heute weiss ich nicht anzugeben
, wo jenes erwähnte Lokal sich befindet. — Was
aber ergiebt sich aus all diesem für mich? 1) Dass unser
Doppelgänger nicht weiss, wohin er sich begiebt, —
sonst könnte der meine nicht dort hingelangt sein; 2) dass
der Doppelgänger annimmt, er sei für andere unsichtbar,
also seinen Zustand und Grad der Verdichtung nicht selbst
beurtheilen kann; denn, wäre es anders, so hätte man mich
sicher nicht, auch selbst als Schatten nicht, an dem Ort
gesehen; 3) dass es unserem Doppelgänger gleichgiltig ist,
was die Diesseitigen von ihm denken; 4) dass der Doppelgänger
sehr rücksichtslos gegen sein anderes Selbst ist und
diesem dadurch grosse Ungelegenheiten bereiten, bezw. es
kompromittiren kann; 5) dass der Zustand des Rausches
hellsichtig macht; 6) dass jeder dieser nächtlichen Herren
eher die Extravaganz, um nicht zu sagen: die Unanständig-


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