Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 490
(PDF, 224 MB)
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490 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 8. Heft. (August 1904.)

Gesundheit und günstige oder wenigstens passable äussere
und Familien-Verhältnisse zu Gebote stehen, der nie von
grossen Unfällen berührt wurde, den ein Strom von ihm
zusagender Arbeit, von angenehmen sozialen oder politischen
ßegegnissen u. dgl. dureh's Leben dahinschnellt, leicht verführt
werden, der grösseren Uebel zu vergessen und das
Weltganze nach der günstigen Beschaffenheit seines eigenen
Lichtkreises zu beurtheilen. Von besonderer Bedeutung
aber ist hierbei ein fröhliches oder doch ruhig behagliches
Temperament des Verneiners, worauf ich
schon früher hingewiesen habe. Da ich das 'Temperament
und seine Bedeutung für die Frage von Optimismus und
Pessimismus schon a. a. O.*) ausführlich besprochen habe,
so seien hier nur einige Hauptsätze hervorgehoben.

Ein frisches, heiteres Temperament bedeutet eine sich
organisch, d. h. ohne äussere Motive kundgebende behagliche
Gemüthsstimmung, deren Beharrlichkeit im engsten
Zusammenhange mit einer angeborenen organischen Kraft
des Nervensystems, namentlich des centralen,
steht. Wie der Durchschnittsmensch nach Genuss von
Wein, Kaffee, Thee, nach einem kühlen Bade, einem die
Muskelbewegung anstrengenden Spiel oder Sport auf einige
Zeit in eine heitere Stimmung versetzt wird, unter deren
Einfluss er die Welt in hellerem, rosigem Lichte erblickt, so
hat das Leben für den schon von Natur heiter Gestimmten
auch ohne solche künstliche Mittel einen höheren Glanz,
oder, anders ausgedrückt, er betrachtet sie gleichsam durch
ein rosiges Glas. Im jugendlichen Lebensabschnitt ist sogar
die Mehrzahl der Menschen zur Fröhlichkeit geneigt,
daher ist Goeihe's Wort: „Jugend ist Trunkenheit ohne
Weina wohl begründet. Und umgekehrt ist ein Mensch,
dem eine — in der Eegel durch krankhafte Zustände des
Nervensystems bedingte — düstere, schwarzgallige Gemüthsstimmung
, verbunden mit Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit
u. dgL, zu Theil ward, stets geneigt, das Leben von der
Schattenseite her zu betrachten, ohne meist den subjektiven
Grund seines Pessimismus einzusehen.

Nun ist es begreiflich, dass das Temperament sich auch
in der Weltanschauungsfrage geltend machen muss. Und
in der That, abgesehen davon, dass die grosse Mehrzahl
der schriftstellerisch thätigen Materialisten den jüngeren
Altersklassen angehört, ist es von Interesse, dass die Lehrer
und Begründer materialistischer Doktrinen nachweisbar
nieist heiteren, sanguinischen Temperaments waren, soweit

*) S. „Gesundheit und Glück", S. 19—53 und 222—262.


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