Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 492
(PDF, 224 MB)
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492 Psyohische Studien. XXXI. Jahrg. 8. Heft. (August 1904.)

Aussenwelt (z. ß. gewisse Gefahren, die ihm drohen) leicht«
hin unterschätzt, sobald seine Wahrnehmungsfähigkeit durch
das Narkotikum in einen gewissen Betäubungszustand verfiel
—, so kann sich auch der angeborene Hellmuth mit
Leichtsinn paaren, wenn dem betreffenden Menschen nicht
gleichzeitig moralischer Ernst und Unparteilichkeit des Ur* .
tbeils zu Gebote stehen, die ihn vor Selbstbestechung
schützen. Und noch eher kann Dergleichen bei der Werthschätzung
des Daseins überhaupt vorkommen. Je nach dem
Entwicklungsgrade der übrigen psychischen Fähigkeiten,
kann Einem hierbei eine leichtlebige, organisch-optimistische
-Neigung der Seele sowohl zu einer der kräftigsten Stützen
beim Aufsuchen der Wahrheit, als auch umgekehrt zu
einer Ursache oder Stütze des Irrthums werden.*)

Am leichtesten lässt sich der Verneiner durch seine
individuelle Eukolie (leichte Natur) zu unbefugtem Optimismus
verführen, wenn bei ihm zugleich gewisse spezielle
Gefühle, Neigungen und Vorstellungskräfte unharmonisch
entwickelt sind. So kommt es vor, dass, obzwar der Betreffende
hinsichtlich seines persönlichen Liebesbedürfnisses*
nicht unter, ja gelegentlich über dem Mittel steht, ihm
gleichwohl eine unverkennbare Dürftigkeit der sich auf das
Zukünftige beziehenden Einbildungs- und Kombinierungs-
kräfte eigen ist. Er liebt und geniesst z. B. Frau, Kind,
Freund u. s. w., aber er lebt dermaassen in der Gegenwart,
resp. in den Tag hinein, dass ihm nie halbwegs lebhafte
Vorstellungen über eine dereinstige ewige Trennung u. dgl.
aufsteigen; und thun sie dies einmal, so gelingt es seinem im
Interesse des Augenblicks aufgehenden Sinne, sie alsobald
zu verscheuchen, und so vermag er längere Zeit dem
Wahne zu leben, die Welt sei auch ohne ausgleichenden
Hintergrund gut. Aber gerade an solchen Gegenwarts-
menschen lässt sich beobachten, dass, wenn sich unerwartet
das Blatt dreht, der geliebte Gegenstand dem darauf Unvorbereiteten
plötzlich genommen oder sein Dasein sonstwie
durch einunvorhergesehenesünglückverfinstertwird,—siesich,
ihrer früheren philosophischen Behaglichkeit entgegen, ganz
desperat geberden; jedenfalls pflegen ihnen erst nach solchen
t h a t s a chlichen Missgeschicken Zweifel an dem Werth

*) Es lässt sich dies auch durch folgendes Gleichniss anschaulich
machen: ist ein Eeisender auf einem rechten, obwohl mühseligen
Wege begriffen, so kann ihm ein rechtzeitiges Stärkemittel
dazu verhelfen, seinen Bestimmungsort glücklich zu erreichen; verfehlte
er hingegen seinen Weg, so wird ihm ein Labsal oder Auffrischungsmittel
höchstens die Kraft geben, nur noch weiter ab vom
Ziele zu gerathen.


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