Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 493
(PDF, 224 MB)
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v. Seeland; Die Logik der materialistischen Lehre eto. 493

und der Eichtigkeit einer materialistischen Weltauffassung
aufzusteigen, und ihr optimistisch sicheres philosophisches
Auftreten ist dahin, womit zugleich die Unbedachtsamkeit
ihrer bisherigen Denkrichtung besiegelt wird. —

Andere wieder giebt es, die, obwohl sie im Allgemeinen
unbescholten und gutgesinnt sind, sich doch hinsichtlich
der Familien- und .Freundesliebe, sowie der allgemeinen
Menschheits - und Gerechtigkeitsinteressen ziemlich kühl
verhalten und daher selbst persönliche Verluste leichter
verschmerzen, hingegen einen ausgesprochenen Sinn für Geschäfte
, für Handel und Industrie, für irgend eine spezielle
Wissenschaft u. dgl haben; und da derartige Interessen fast
das ganze Bethätigungsfeld ihres Ichs erfüllen und ihnen nicht
so leicht genommen werden können, so vermögen solche
Menschen auch ohne ideellen Hintergrund zu leben und
die gegebene Welt für ganz annehmbar zu halten, zumal
ihr heiteres Temperament ihnen ihr Leben lang liebliche
Weisen vorsingt und ihnen auch den Gedanken an ihr persönliches
Ende erleichtert, was überhaupt eines der vielen
Privilegien des hellen Temperaments ist.

Dass gleichwohl auch der hier bezeichnete psychische
Typus eine einseitige Entwickelung bedeutet, folgt einfach
daraus, dass im Allgemeinen das harmonische Vorwärtsdringen
oder Höhersteigen der menschlichen Natur sich
nicht zum wenigsten durch eine Zunahme von persönlichem
und familiärem Mitgefühl bekundet. Und dass ihr
Gutheissen einer materialistisch gedachten Weltordnung
einen tiefen Widerspruch in sich birgt, beweisen sogar die
Koryphäen des Negativismus durch ihr schon berührtes
Schwanken selbst.*)

So erweist sich also bei näherer Betrachtung, dass besagte
Lebensauffassung der ,starken Geister«, die sich
wohl die »muthige* oder auch die „heroische* nennt, im
Grunde auf eiper einseitigen Gemüthsverfassung oder einem
Schwanken in der Beurtheilung des Gesammtfazits des
Lebens beruht. Lebt hingegen in dem von Verneinungs-

*) So verkündet z. ß. auch Haeckel mit pathetischen Worten
das „nehre und herrliche Aufgehen einer monistischen Sonne",
vtrgisst aber, dass er anderswo gesagt hat, er „verkenne keineswegs
die schweren Verluste, welche die moderne Menschheit durch den
Untergang der Zukunftshoffnungen erleidet"; dass ihn einst „der
Menschheit ganzer Jammer packte"; dass er es für „eine der Brutalitäten
der Natur" halte, wenn junge talentvolle Menschen dahinsterben
u. s. w. Ist aber die Welt so beschaffen und muss sie auch
so bleiben (da kein materieller Fortschritt auch nur das Wenigste
•der unerträglichsten Uebel wegzuräumen vermag), so iat es um sie
im Grunde doch recht schlimm bestellt, und nur ein leichtsinniges


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