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Fiedler: Warum Ist der Spiritismus eine Wissenschaft? 501
Strebens nach Reinhaltung der Gesinnung und nach Erlösung
von niederen Trieben.
Wenn wir erkennen, dass im Geisterreiche nur die
Vorstellungen, Gefühlsregungen und der ünthätigkeits-
zustand ausgelöst, dagegen die Fähigkeit, Vorstellungen
und Empfindungen aufzunehmen, als ein individueller Zustand
nicht erzeugt, sondern nur die vorhandene wieder
aufgeweckt werden kann, dann haben wir schon einen
grossen Erfolg der spirituellen Wissenschaft erreicht. Sobald
der Mensch daran geht, seine Empfindungsfähigkeit zu erweitern
, höhere Träger transszendenten Willens- und Be-
wusstseinswesens heranzuziehen, sich innerlich auszubauen
und den elementaren Zustand seiner Seelensubstanz in einen
durchgearbeiteten organischen umzusetzen, so ist diese
Thätigkeit eine religiöse, bezw. mystische.
Diese Unterscheidung zwischen Wissenschaft und Religion
hat zuerst zu erfolgen, dann erst wird die Basis für
eine die ganze Menschheit umfassende neue Religionsform
gewonnen; denn diese kann sich nicht auf Offenbarungsansichten
, auf individuelle Empfindungsformen, sondern
einzig und allein auf die absolute Wahrheit gründen. Diese
aber wird nur durch die auf dem Wege wissenschaftlicher
Forschung gewonnene Erkenntniss der Weltgesetze erhalten.
Deswegen soll der Spiritismus eine Wissenschaft und keine
neue Religion sein, wenn er auch selbstverständlich die
Grundlage für eine spätere Einheitsreligion, insoweit die
Individualitäten eine einheitliche Seelenpflege ermöglichen
lassen, schaffen wird.
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Zu den Betrachtungen des Herrn Sage über die
„Schlaftänzerin."
Eine Berichtigung von
Dr. Freiherr Ton Sclirenck-Hfotziiig (München).
Im Juli-Heft (7) der „Psych. Stud." (S. 434) wird von
Herrn Sage eine angeblich in Gegenwart des Herrn Magnin
privatim gemachte Aeusserung des Verfassers über Herrn
de Rochas veröffentlicht. Verfasser dieses soll gesagt haben:
„Er ist nur ein Dilettant.'4 Diese absprechende, ganz un-
kontrollirbare und lediglich auf das Zeugniss des Herrn
Magnin hin kolportirte, aus einem Privatgespräch willkürlich
herausgerissene und jedenfalls völlig missverstandene Aeusserung
kann auch selbst in der wiedergegebenen Form einer
„Anekdote" nur dazu beitragen, persönliche Verstimmungen
und Gegensätze zu schaffen, zu welchen in Wirklichkeit
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