Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 507
(PDF, 224 MB)
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Die Selbstbiographie einer taubstummen Blinden. 507

III. Abtheilung.

Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.

Die Selbstbiographie einer taubstummen

Blinden.*)

Eines der interessantesten Bücher für den Psychologen,
die in der letzten Zeit erschienen sind, ist die Selbstbiographie
der taubstummen, blinden Helen Keller^ die soeben
unter dem Titel: „The Story of My Life" in London veröffentlicht
worden ist.

Es ist ein Wunder der Erziehung, um das es sich darin
handelt, ein schöner Erfolg menschlicher Findigkeit und
Geduld. Ein 19 Monate altes Kind wird nach einer
schweren Krankheit wieder gesund, ist aber durch den
Verlust von Gesicht und Gehör in eine Welt der ewigen
Dunkelheit und des Schweigens gestürzt Sieben Jahre
lang ist das Kind in dieser traurigen, klanglosen Welt eingekerkert
, wobei sich ihr Körper entwickelt, dem schlummernden
Geist aber keine Kanäle des Gedankenaustausches
eröffnet werden* Die Dame, die mit der Erziehung beauftragt
wurde, fand eine kleine, in Idiotie verfallende Wilde
vor. Sie griff nach den Schüsseln, wenn die Speisen gereicht
wurden, und lag stossend und schreiend auf dem Fussboden.
„Aerper und Bitterkeit hatten an mir Wochen hindurch
ständig genagt, und diesem leidenschaftlichen Kampf folgte
tiefe Stumpfheit." „Bist du je auf See in einem dichten
Jeebel gewesen, wenn es schien, als ob eine greifbare weisse
Dunkelheit dich einschloss und das grosse Schiff mit Senkblei
und Lothleine seinen Weg zum Ufer suchte und du
klopfenden Herzens darauf wartetest, dass etwas geschieht?
Ehe meine Erzählung begann, war ich wie jenes Schiff, nur
ohne Kompass und Lothleine, und ich wusste nicht, wie nahe
der Hafen war. „Licht, gebt mir Licht!" rief meine Seele
wortlos, und gerade in jener Stunde schien das Licht der
Liebe auf mich . .

Und nach sechzehn Jahren studirt dieses Kind auf
einer amerikanischen Universität, besitzt eine ausgebreitete
Litteraturkenntniss, beherrscht mehrere Sprachen und steht
mit vielen der bekanntesten Männer Amerikas in permanentem
Briefwechsel.

*) Nach einem Bericht im „Tägl. Unterhaltungsblatt der „Hamb,
Neuest. Nachrichten41 Nr. 237 vom 9.|X. 08. — Red.

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