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510 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 8. Heft. (August 1904.)
licht; sie fühlt die Grösse des Niagara, schwärmt für die
Wälder und hat eine leidenschaftliche Liebe für die See..
Aus was für geistigen Elementen sich ihre Welt eigentlich
zusammensetzt, wird man niemals genau wissen; aber es ist
eine Welt voll von Intelligenz, Begeisterung, menschlichem
Interesse und Sympathie.
Kurze Notizen.
a) v. Schrön's Entdeckung eines besonderen
Phthisisbazillus, über die wir schon im
vor. Heft (K. Not. b) S. 447) kurz berichteten, hat in der
medizinischen Welt grosses Aufsehen erregt. Der in Neapel
erscheinende „Mattino* vom 2.-3. Juni enthielt einen näheren
Bericht über jenen Vortrag, den der Professor für
pathologische Anatomie an der dortigen Universität Dr.
Otto v. Schrön tags zuvor im Vortragssaale des Hospitals
von „Gresü e Maria" gehalten hat. Mittheilungen über die
ba kteriologischen Forschungen dieses Gelehrten sind in unbestimmter
Form wiederholt über die Alpen gedrungen;
jetzt liegt zum ersten Mal ein sachlicherer Bericht über
diese Forschungen vor, weshalb wir im Folgenden das
Wesentliche aus dem Vortrag wiedergeben: Unter Benützung
der zahlreichen Mikroskope dieser Klinik demon-
strirte v. Schrön seinen Zuhörern den von ihm entdeckten
neuen Bazillus, der, verschieden von dem Bazillus der
Tuberkulose, die Lungenschwindsucht erzeugt. Während
hervon agende Kliniker aller Zeiten und Schulen stets die
Ueberzeugung äusserten, dass zwischen Tuberkulose und
Phthise ein wesentlicher Unterschied bestehen müsse, da
man lange tuberkulös sein könne, ohne jemals schwindsüchtig
zu werden und da man hinwiederum ohne lang-
•währende tuberkulöse Erscheinungen schnell einer galop-
pirenden Schwindsucht erliegen könne, — hatte die Schule
von Prof. Robert Koch in Berlin bei Entdeckung des Tuberkelbazillus
den Satz aufgestellt: der Verlauf der Tuberkulose
und jener der Phthise sei einheitlich, und es könne
nur ein quantitativer, aber kein qualitativer Unterschied
zwischen beiden Krankheiten bestehen. Der Mikro-Organis«
mus der Phthisis, wie ihn v. Schrön jetzt entdeckt hat,
unterscheidet sich durch Morphogenese, durch Struktur
und biologischen Charakter durchaus vom Tuberkelbazülus.
Man blickt in eine neue Aera der medizinischen Wissenschaft
, und dies nicht nur in Bezug auf die diagnostische
und prognostische Betrachtung der beiden Krankheiten,
sondern auch vor Allem in Hinsicht auf ihre Therapeutika
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