Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 523
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 525

tUt und Journalist, dabei ein ernster Mann und Hohepriester
des Rechts. Er kämpfte sein Lebtag für die Befreiung
der Völker und trat stets muthig für seinen
Lieblingsgedanken: die Verbrüderung der deutschen und
französischen .Nation ein. Wie gefürchtet seine Feder war,
beweist die grosse Versuchung zum Abfall, welche an Börne
herantrat und welcher er nicht unterlag. Durch seinen
Vater Hess Metternich ihm eine glänzende Stellung mit dem
Titel „kaiserL .Rath" anbieten; doch Börne meinte: »Wie
ich die Dinge klar erkenne, wäre mich zu gewinnen für
die Oesterreicher eine gewonnene Schlacht... in mir wäre
die garze liberale Partei geschlagen.44 Und er lehnte schroff
ab. Er hatte also moralisch ein Recht: über anders Geartete
zu urtheilen.

Wer liest heute Börne's „Briefe aus Paris", seine
„Neuen Briefe aus Paris41, seine „Vermischten Aufsätze",
sein „Aus meinem Tagebuche41? Kaum Einer! Und doch
wie lesenswerth ist das Alles — mit Ausnahmen natürlich
— heute noch. Aber dieser wackere, gescheite,
charakterfeste, freilich auch einseitige Mann, mit seinem
für Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit glühenden Herzen,
er passt, wie Brandes so richtig bemerkt, in unser von
Maschinen und Waffen starrendes Zeitalter, mit seiner
plumpen, eisernen Architektonik nicht mehr hinein. Feingeistig
und scharfkantig war er, rücksichtslos schlug er zu,
wo es sein musste! Halb vergessen ist er heute, ebenso
wie der andere, der sein Ideal war: Jean Paul Alles, was
man so gemeiniglich von ihm weiss, ist — dass er Goethe
hart angegriffen hat, dass er das Wort von den „Goethe-
Pfaffen" geprägt (XI, „Aus meinem Tagebuche*4), dass er
von den „Hofleuten4* Goethe'* spricht, über dessen „Sacb-
denklichkeit44 spottet; meint: keine Ader führe von Goethe''s
„lilienweisser Hand44 zu dessen Herzen, ja an anderer Stelle
schreibt: Goethe fürchte alle Empfindungen als wilde,
muthwillige Bestien14 und sperre sie, „ihrer Meister zu
bleiben, in den metrischen Käfig44; über des Altmeisters
„Objektivsucht44 und „wohlabgemessen didaktische Freundschaft44
mit Schiller spottet; erklärt: Goethe hasse alles Werden
, jede Bewegung, weil das Werdende, sich Bewegende,
sich zu keinem Kunstwerke eigne, welches dieser „nach
seiner Weise fassen und bequem geniessen konnte44; Goethe
einen Egoisten und Freiheitsfeind nennt, der sein Volk
verachtet habe, und endlich schliesst (XIV): „Goethe spricht
langsam, leise, ruhig, kalt. Die dumme scheinbeherrschte

Menge preist das hoch.....Doch Goethe'& Lehrstil

beleidigt jeden freien Mann. Unter allem, was er

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