Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 530
(PDF, 224 MB)
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530 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 9. Heft. (September 1904.)

Schlag seiner Pritsche traf den Feudalismus ins Mark des
Lebens.

Freilich ist es traurig und von höherem Standpunkte
aus verwerflich gewesen, dass Heine von 1841 bis 1848 eine
jährliche Unterstützungspension aus französischen Staatsmitteln
annahm. Aber er befand sich, als Exilirter, dessen
Werke verboten waren — schon vor 1834 standen sein und
Börne's Name auf der Liste der politisch Verdächtigen —
in bedrängter, materieller Lage und neben ihm nahmen
„jenes grosse Almosen, welches das französische Volk an
so viele Tausende von Fremden spendete, die sich durch
ihren Eifer für die Sache der Revolution in ihrer Heimath
mehr oder minder glorreich kompromittirt hatten", flüchtige
Spanier, Portugiesen, Polen, Generäle, Grafen, Barone und
Fürsten, Exminister und Priester. „Irgend welche Verpflichtungen
der französischen Regierung gegenüber hat
Heine durch die Annahme dieser Unterstützung weder übernommen
, noch ist dafür jemals der geringste Dienst von
ihm begehrt worden/4 stellt Strodtmann fest Diese monatlichen
400 Francs, welche ihm als „allocation annuelle d'une
pension de secours" zugesprochen waren, vermochten an
Heine's Gesinnungen nichts zu ändern und so lange
Heine's Gegner dem nicht widersprechen können, haben
sie auch kein Recht, sich mit pharisäischer Entrüstung
über Heine's unvorsichtigen Schritt zu ereifern.*) Nach
wie vor verspottete Heine das kraftlose Schwanken zwischen
liberalen und absolutistischen Ideen des Julikönigthums;
nach wie vor liebte er sein zerrissenes Vaterland, für
dessen politische und nationale Freiheit er stets eintrat
und von dem er noch in seinem Testamente (vom 27, September
1846) schrieb: „Leb wohl auch Du deutsche Heimath
, Land der Räthsel und der Schmerzen; werde hell
und glücklich Heine stand und fiel im grossen Emanzipationskampfe
der Völker und er konnte mit Recht sagen:
„Ich habe nie grossen Werth gelegt auf Dichterruhm, und
ob man meine Lieder preiset oder tadelt, es kümmert mich
wenig. Aber ein Schwert sollt ihr mir auf den Sarg legen,
denn ich war ein braver Soldat im Befreiungskriege der
Menschheit." —

Börne, den Heine leider nach dessen Tode mit persön-

*) Nebenbei bemerkt wird Heine von Männern, wie Treilschke,
WMenbruch u. s. f. nur deshalb so gehasst, weil er den sozialen
Gedanken seiner Zeit erfasst hatte und zur poetischen Darstellung
brachte, weshalb er denn auch, wie kein anderer, heutzutage der
Lieblingsdichter des klassenbewussten Proletariats geworden ist


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