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540 PsyeMsehe Studien. XXXI. Jahr*. 9. Heft. (September 110*.)*
Person beeindruckt wird, äussert es seine Rückwirkung auch
auf die Gegenstände der Umgebung und insbesondere auf
die Magneten, wie das Dr. Luys schon vor ca. zehn Jahren
bei seinen Experimenten mit magnetischen Kränzen, resp.
Metall - Kronen beobachtet hat. Ein solcher Kranz wurde
z. B. einige Minuten lang auf den Kopf eines an Nervenstörungen
leidenden Kranken gesetzt und dann auf den
Kopf einer im Zustande der Lethargie befindlichen hypnotischen
Versuchsperson („sujet hypnotique/') gebracht, worauf
dieses Subjekt alsbald dieselben Störungen, wie jener
Kranke aufwies. Extra-physiologische Gehirnzustände, ence-
phalische Störungen aller Art, wie Schwindel, Ohnmachts-
nnfälle, Gefühl der Erschöpfung, der allgemeinen Niedergeschlagenheit
, des grundlosen Schreckens, die mit Neurasthenie
verbunden sind, können so mittels magnetischer
Kranze abgeleitet und auf hypnotisirte Personen übertragen
werden.*) Auch psychische Zustände wurden häufig ebenso
übertragen.
Auf Grund dieser Studien konnte Dr. /. Regt, mit schon
vor einigen Jahren in seiner bereits angeführten Arbeit
über „Zauberei" („La Sorcellerie, ses rapports avec les
sciences biologiques," Paris, Felix Alcan, 1897) schreiben:
„Der magnetische Kranz würde also die Gehirn Vibrationen
des Kranken aufspeichern; er könnte durch einen
Menschen gerade so wie durch ein kräftiges magnetisches
Feld beeinflusst werden." Und indem er dieses Phänomen
mit den analogen Thatsachen und besonders mit mehreren
unzweifelhaft konstatirten Fällen von Suggestion auf
Entfernung vergleicht, wofür ihm auch Beispiele aus
persönlicher Erfahrung zu Gebote stehen, kommt er zu
dem wohl begründeten Schluss, dass eine strahlende
Nervenkraft wirklich existirt. —
Diese verschiedenen experimentellen Untersuchungen
sind von nicht zu verkennender Wichtigkeit auch für die
Erklärung der von den glaubwürdigsten Zeugen aller Zeiten
und Völker den Zauberern und speziell den Fakiren zugeschriebenen
Thätigkeit. „Man darf nicht vergessen," fügt
Dr. /. Regnault 1. c. hinzu, „dass der Zauberer, im Allgemeinen
meistens ein sehr nervöser Mensch, sich die von
ihm erstrebte Wirkung (Verhexung eines Feindes durch
Halluzination, Heilung eines Kranken u. s. w.), im Voraus
aufs Lebhafteste vorstellen muss; er bedient sich dabei
*) S. Dr. J. Liuys, ?De Faction des couronnes aimant^es dans-
le tiaitement des maladies mentales et nerveuses," in „Annales de
Psychiatric et d'hypnologie," 1893.
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