http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0557
548 Psyohisohe Studien. XXXI. Jahrg. 9. Heft. (Septembei 1904.)
längst passirte! Im Orte, wo wir auf unserem Schlosse mit
den Kindern die Sommerferien zubringen, lebt eine arme
Greisin Simeona, die meine selige Schwiegermutter unterstützte
und der auch wir, wenn wir auf unserem Gute in
Dalmatien weilen, gerne halfen.
„Schick* der Simeona etwas Geld, ersuchte mich die
Schwiegermutter durch eine meiner Töchter; sie ist in
grosser Noth und betet für Euch und mich."*' —
Diese Begebenheit ist interessant, weil sie uns den
wohlthätigen Einfluss des Gebets zeigt. Durch das Gebet für
den Verstorbenen erweisen wir ihm Gutes, treten wir mit ihm
in Verbindung. Gebet ist Gedankenübertragung.
So wie die Luft ein Vehikel des Lautes ist, so kann unser
Gedanke auf den kosmischen Aether einwirken, der die
sichtbare und unsichtbare Welt erfüllt. Sowie unser Wort,
die Luft in Schwingung setzend, Laute erzeugt, so bewirkt
unser Gedanke Schwingungen des Aethers, die dahin gelangen
, wohin der Gedanke gerichtet ist, d. h. wohin er sie
projizirt. Die Vibrationen des Aethers übertragen den Gedanken
, wie jene der Luft den Laut. Im Empfangsapparate
, der die Schwingungen des Aethers registrirt — dem
Verstorbenen — erzeugen die dort angelangten Schwingungen
denselben Gedanken, welcher im anderen Apparate — dem
Gedanken-Generator, d. h. dem Betenden — diese Schwingungen
hervorgebracht hatte. Drahtlose Telegraphie! Und
je kräftiger der Gedanke des Betenden, desto stärker die
durch denselben erzeugte Strömung, welche um so sicherer
zu ihrem Ziele gelangt.
Alle, die mit der ,anderen4' Welt verkehren, wissen,
wie wohl unser Gebet den jenseitigen Bewohnern thut.
Offenbar kräftigt und ermuthigt es sie, stählt sie in der
Duldung aller Versuchungen und Leiden, fördert deren
moralische Evolution. Es schafft ein Band zwischen dem
Betenden und dem Wesen, für welches wir beten. Und es
ist geradezu rührend, wie im obigen Falle das jenseitige
Wesen seinen Dank für das Gebet dadurch bestätigt, dass
es seine hier noch inkarnirten Lieben zu einer wohlthätigen
Handlung für eine in weiter Ferne vergessene Unglückliche
.auffordert!
*
Alle vier erwähnten Intelligenzen sind so zu sagen Mitglieder
der Familie, ohne deren JEiath Nichts unternommen
wird. Insbesondere ist Roko gewissermaassen Erzieher der
jüngsten Tochter; er ermahnt sie, ihre Aufgaben zu machen,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0557