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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre ete. 565
Existirendes und man logisch gezwungen sei, Kraft und
Stoff als zweierlei zu betrachten; auch in diesem Falle aber
lassen sich in den Darlegungen und Definitionen der Materia*
listen über diese zwei Dinge höchst sonderbare Verallgemeinerungen
und Widersprüche aufdecken. So heisst es z. B.
bei Molescholt: „Alle Kräfte sind Zustände oder Bewegungen
des Stoffes, und wo wir immer eine Bewegungserscheinung
am Stoff beobachten, da ist eine Eigenschaft
desselben Ursache der Bewegung." Demnach hätte
also die Bewegung einer aus dem Büchsenlaufe geschleuderten
Kugel die Eigenschaft des die Kugel bildenden oder
des sie in Bewegung setzenden Stoffes zur Ursache?
Weiter heisst es dort: „In keinem Falle kommt die
Eigenschaft von aussen.14 Nun bedenke man bei sich folgenden
Fall* ein Magnet hat die Eigenschaft, ein Stück
Eisen an sich zu ziehen, letzteres aber besitzt nicht die
Eigenschaft, ein anderes Eisen anzuziehen; jetzt kann
aber ersteres durch gewisse bekannte Manipulationen ebenfalls
zum Magneten gemacht werden und vermag sodann
das letztere anzuziehen. Kam nun hier nicht offenbar die
magnetische Eigenschaft des künstlich erzeugten Magnets von
aussen ? Zwar war die Grundeigenschaft, durch jene Manipulationen
die Eigenschaften eines Magneten erwerben zu
können, im Eisen allerdings latent schon vorhanden und kann
ein Stück Holz durch dieselben Kunstgriffe nicht zum Magneten
gemacht werden; doch handelt es sich hier nicht um
jene Grundeigenschaft, sondern um die erworbene magnetische
. So ist denn auch folgende Aeusserung Moleschoti's:
„Die Kraft ist kein stossender Gott, kein von der stofflichen
Grundlage getrenntes Wesen der Dinge, sie ist des
Stoffes unzertrennliche, ihm von Ewigkeit innewohnende
Eigenschaft" für unzählige Fälle nicht anwendbar, da sowohl
Eigenschaft als Bewegung, wie in dem eben besprochenen
Beispiele, sich keineswegs als vom Stoffe unzertrennliche
Dinge darstellen.
Wenn es in obigen Aeusserungen sich blos um die
Gesammtheit aller Stoffe und Kräfte handelte, so
könnte man wohl noch behaupten, dass beide unzertrennlich
sind; es ist jedoch darin von Einzelstoffen und einzelnen
stofflichen Dingen die Rede, da ja einzelne Beispiele
angeführt werden, denn es heisst z. B. bei Moleschoti: „Dem
Stickstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, dem
Schwefel und Phosphor wohnen ihre Eigenschaften von
Ewigkeit bei."
Die Wirkungen der beständigsten Eigenschaften solcher
Körper, z. ß. die der chemischen, befinden sich in grosser
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