Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 574
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0584
574 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 9. Heft. (September 1904.>

kämpf im eigentlichen Sinne, der allerdings auch bei einem
natürlichen Ende nicht immer erkennbar auftritt. Was
sich über die Psychologie der Todesstunde sagen lässt,
schildern in einer anschaulichen Darstellung die „Blätter für
Volksgesundheitspflege" nach den Untersuchungen von Dr*
Näcke. Von den Sinneskräften scheint das Gehör am längsten
erhalten zu bleiben, selbst wenn das Bewusstsein nicht
mehr klar ist, weil auf starkes Anrufen der Sterbende gewöhnlich
noch mit Bewegungen des Kopfes, der Lippen oder
der Hände antwortet, vielleicht sogar auf bestimmte
Fragen noch mit ganz vernünftigen Worten. Das Augenlicht
nimmt gewöhnlich früher ab. Was den Zustand des
Geistes im allgemeinen betrifft, so kann er entweder bis
zum letzten Athemzuge klar sein oder schon für kürzere
oder längere Zeit vorher eine Trübung verschiedenen Grades
erfahren. Vollständige Geistesklarheit bis zum letzten
Augenblick ist selten, dagegen flackert der Geist oft nach
starker Trübung für kurze Zeit noch einmal auf, Die
Herabsetzung des Bewusstseins kann entweder in traumähnlicher
Art erfolgen oder in einem Zustande der Verwirrung
, die sich wohl auch in unzusammenhängenden
Worten laut äussert. Zuweilen kommt es vor, dass nach
leichter Trübung der Geisteskräfte der Sterbende sich noch
einmal zu einer wundervollen Höhe erhebt und dann Worte
spricht, die den Hörer in Erstaunen setzen und den Sterbenden
als einen Propheten erscheinen lassen. Die Regel
ist das keinesfalls, selbst nicht bei hervorragenden Menschen;
wenigstens lehrt die Erfahrnng, dass die Sterbenden meist
nur Unbedeutendes oder Gleichgültiges sprechen. Dass
jeder grosse Geist auch in der Sterbestunde noch etwas
Grosses äussern müsste, ist ein Irrglaube. Was von der Angabe
zu halten ist, dass viele Sterbende noch einmal in Form
einer Vision ihr ganzes Leben oder ihre Jugendzeit durcheilen
, ist auch noch nicht mit Sicherheit zu sagen. Die
Verklärung des Antlitzes bei Sterbenden findet weit leichter
eine mehr persönliche als geistige oder gar religiöse Deutung.
Wenn nach schwerem Todeskampfe oder nach langen
Schmerzen, die dem Gesicht oft den Stempel höchster Angst
aufgedrückt haben, ein sanfter Ausdruck in den Zügen erscheint
, so erklärt sich das aus dem Nachlassen der Muskelanspannung
, deren Eindruck auf einem geistvollen Gesicht
noch bedeutender sein muss. Beachtenswerth ist die That-
sache, dass die sogenannte Todesfurcht in der Hauptsache
als ein Kulturprodukt aufzufassen ist; sie ist ebenso wenig
bei den Naturvölkern zu finden wie bei Kindern. Anderseits
ist nicht zu bezweifeln, dass religiöse Einflüsse die


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0584