Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 595
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Dankmar: Geistige and soziale Strömungen elej 595

ropa" entwickelte: die Jugend sollte, nach Mazzini* Worten,
die Geschicke der Menschheit in die Hand nehmen und
aus der Freiheit eine Religion machen. Die Geheimpolizei
vermuthete einen Zusammenhang zwischen Mazzini und dem
„Jungen Deutschland" — bestand er? Man weiss es nicht
Die Spuren sind verweht* Erweislich war und ist er jedenfalls
nicht. —

Der Letzte der Verfehmten war der Potsdamer Theodor
Mündt. Er war der Hausfreund des unglücklichen Stieglitz1'
sehen Ehepaares gewesen und hatte diese „neue Alceste,
die zum Heile des Gemahls freiwillig zum Hades hinabgestiegen
" und mit der ihn ein inniger Seelenbund vereinigt
hatte, in seinem Buche „Charlotte Stieglitz — ein Denkmai"
verherrlicht. Was ihm in den Augen der Orthodoxen besonders
schadete, war sein Roman (1835) „Madonna, Unterhaltungen
mit einer Heiligen'% in welchem eine böhmische
Weltheilige als Opfer der Verführung der Gesellschaft gefeiert
und die „Rehabilitation des Fleisches", für welche
Mündt den Terminus „Wiedereinsetzung des Bildes" fand,
gefordert wird. Ein Hauch der Mystik ruht über diesem
Spiritualismus der Liebe. Die antike Welt war das legitime,
stabile Reich des Fleisches, doch es feierte nur die Schönheit
des Fleisches. Durch das Christenthum trat der Geist
zum Fleische: Seele und Fleisch sind untrennbar. „Der
Geist ist nicht ohne den Körper, und der Körper ist nicht
ohne den Geist, sondern beide in einander sind das Bild,
als das wir erscheinen. Die Trennung von Fleisch und
Geist ist der unsühnbare Selbstmord des menschlichen
Bewusstneins. Ihr Philosophen, setzet das Bild in seine
Rechte ein, dann erst wird die Wahrheit des Lebens in
ihrer vollgereiften Blüthe erscheinen! Wir sind Kinder dieser
Welt. Der Geist verlangt nach dem Bilde, die Tiefe entbrennt
in Sehnsucht nach der Gestalt. Christus ist aus Liebe
zur Menschheit Fleisch geworden und dadurch, durch diese
Fleischwerdung Gottes ist das Fleisch dieser Welt geheiligt
worden, dadurch ist ein Zusammenhang hergestellt worden
zwischen Diesseits und Jenseits." Und Mündt schliesst diese
Rechtfertigung der Verschmelzung von Geist und Fleisch:
„Die Welt und das Fleisch müssen wieder eingesetzt werden
m ihre Rechte, damit der Geist nicht mehr vier Treppen
hoch wohnt in Deutschland." Charakteristischer Weise war
Mündt'® erster grösserer Roman, nachdem die schlimmste
Verfolgung gegen das „junge Deutschland*' nachgelassen
hatte, eine Verherrlichung des Glaubensheiden von Mühlhausen
: Thomas Münzer, dieser glänzendsten Verkörperung
des urchristlichen Kommunismus aus der Reformationszeit. —


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