Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 601
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0611
Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 601

an die Berliner Universität berufen; sein Hörsaal blieb jedoch
leer. Der alternde Schelling, ebenfalls vom Könige (von
München) nach Berlin berufen, sollte mit seiner Onen-
barungsphilosophie die Drachensaat der Junghegelinge bekämpfen
, und der geistvolle Rückwärtser Stahl wurde von
seinen Hörern aus dem Lehrsaale getrommelt. 1841 kamen
auf Beitina von Arnim9* Verwendung die genialen Gebrüder
Jacob und Wilhelm Grimm an die Berliner Universität und
wurden sofort zu ordentlichen Mitgliedern der Akademie
der Wissenschaften ernannt. Die dominirende Stellung bei
Hofe nahm der grosse Regenerator der Geographie, der
universelle Naturwissenschaftler Alexander von Humboldt ein.
Er las bei Hof des Abends englische und französische
Zeitungen vor, erzählte Interessantes aus seinem Leben,
von seinen Reisen, sprach über wissenschaftliche Materien,
freilich oft sehr weitschweifig und zum Entsetzen der
gelangweilten Hofgesellschaft Oft und oft war Humboldt,
bei seiner Autorität, auch dem Könige gegenüber ein
satirisches freies Wort gestattet. Die damals neu aufgekommene
Tischrück- und Klopfepidemie hatte auch Kreise
des Hofes ergriffen und der König selbst betheiligte sich
lebhaft an den Sitzungen, die aber meist ein negatives
Resultat hatten, zum Leidwesen Sr. Majestät, Einst aber
empfing er voll Freude Humboldt: „Na, was sagen Sie jetzt?
Gestern Abend sassen wir gegen eine Stunde um den Tisch,
vergebens, er bewegte sich nicht. Dann aber plötzlich fing
er an mit der grössten Eile sich herumzudrehen. Wie
erklären Sie sich das?' „Ei, Majestät, der Klügere giebt
nach," antwortete gelassen der kleine Humboldt *)

Trotzdem beseelte den König die überspannteste Vorstellung
des Gottesgnadenthums, die sich auch in seiner
Stellung zu den beiden Konfessionen ausdrückte. Sein
Vater war, hauptsächlich wegen der Mischehen, in eine
Fehde mit dem Papstthum und hohen Klerus verwickelt
worden und zwei Erzbischöfe, wovon der Eine (Droste v.
V'ischering) den katholisch-freisinnigen Hermesianismus bekämpfte
, wanderten ins Gefängniss. Friedrich Ifilhelm IV.
schloss Frieden mit dem Papstthum — mit dem in Wahrheit
niemals Frieden sein kann!—, entliess die Bischöfe,
„errichtete eine katholische Kultusabtheilung und gab mit

*) Bei M. Perty, „Bücke in das verborgene Leben des Menschengeistes
* (S. 97) können wir allerdings lesen, dass derselbe Humboldt
an der königlichen Tafel über das Tischrücken geäussert haben soll:
„Die Thatsachen sind unleugbar, die Erklärung bleibt die Wissenschaft
schuldig." Vergl. dazu aber Perty: „Myst. Erscheingn. d. m.
Natur" II, 5.

I Psychische Studien. Oktober 1904. 39


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0611