Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 603
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 603

sein Werk für einen zufällig aufgefundenen wirklichen Bericht
aus dem 17. Jahrhundert aus und die Nachahmung war
ihm so gut gelungen, dass man ihm allgemein, allerdings
ohne zu untersuchen, glaubte. Schon 7 Monate später
machte Meinhold urbi et orbi kund, dass er die Novelle frei
erfunden habe, und er folgert kühnlich daraus, dass die
Kritik, welche die Echtheit biblischer Schriften bezweifle,
ebenso werthlos sei, wie diejenige, welche seine Nachahmung
für echt gehalten. JBine kindische Schlussfolgerung! Aber
die Novelle an und für sich genommen war ein Meisterwerk
, das in bewundernswertstem Realismus und archai-
sirender Sprache, voll treuherziger Naivetät, Sitten, Zeiten,
Meinungen, Menschen jener gräuelvollen Hexenperiode grossartig
schilderte. Schon aus dem Motto von Jean Paul:
„Gemeine Seelen machen in den Hexenprozessen alles zum
Werke der Einbildung. Wer aber viele Hexenprozesse gelesen
, findet das unmöglich", geht hervor, dass Meinhold
an die Realität des Hexenverbrechens glaubt. Er hat in
der That eminente Kenntnisse aller maassgebenden Werke
der Hexenperiode und es ist hochinteressant zu lesen: wie
sich allmählich der "Verdacht in der Gemeinde gegen die
gründlich gebildete, griechieh und lateinisch sprechende
Pfarrerstochter Maria Schweidkr richtet. Aus einer Aerztin,
die Krankheiten bei Mensch und Vieh vertreibt, wird sie
durch die Bosheit einer wirklichen Hexe — der „giuder-
äugigten" Lise Kolken, des alten Seden Weib, durch die
Niedertracht des „Amsthaubtmann^ Witiich Appelmann aus
Pudagla, der jener nachstellt, durch den Aberglauben der
Dorfbewohner, welche das Sterben des Viehs und das
Besessensein eines Kindes ihrer Zauberei zuschrieben, sowie
durch ihre Entdeckung einer ,,schwarzen Birnsteinader", der
Hexerei, der schädigenden Zauberei verdächtig und wird
ihr als Hexe der Prozess gemacht. Sehr interessant ist
im 16, Kap. zu lesen, wie die kleine Maria Prasschin „vom
Teufel übel geplaget wird: schlug also mit Händen und
Füssen umb sich, dass sie kaum vier Kerls halten konnten,
item ging ihr das Bäucheken so uf und nider, als wenn
ein lebendiges Geschöpfe darinnen säss, so dass letzlich
die alte Hexe Lise Kolken sich oben auf das Bäucheken
setzete"; und im 24. Kap., wie der Teufel in Gestalt
eines Wurms „bei eines Fingers Länge, und gelb an

Koman des 19. Jahrhunderts" III, 3, 183) sagt: „Die Novelle wird
immer eins der eigenartigsten und merkwürdigsten Bücher unserer
Litteratur bleiben." Als unmittelbarer Nachfolger im kulturgeschichtlichen
Roman nennt er Riehl und Viktor Scheffel, dessen
Ekkehard" 12 Jahre später erschien.

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