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E . . . .: Merkwürdige Erlebnisse.
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in der Juni-Nr. der „Uebersinnl. Welt" vom Jahre 1901
unvollständig berichtet habe. —
Wie es so manchmal im Leben geschieht, dass man
vom Höchsten ins Tiefste fällt, so steige auch ich vom
höheren Okkultismus und allem, was damit zusammenhängt,
zu — meinem Hunde herunter, den ich 4 Jahre besessen
habe, der mir 4 Jahre lang ein treuer Wächter und Freund
und uns allen der „stellvertretende Hausherr" war.
Er knurrte uns an, wenn er sich schuldig wusste, beanspruchte
sehr viel Berücksichtigung und hing dafür mit
wahrer Leidenschaft an allen Gliedern meines Hauses.
Seine irdische Mission war erfüllt, als ich meine 4 Jahre
hindurch innegehabte, sehr hübsche, aber der Umgebung
wegen sehr unsichere Wohnung, die ich nur um der schönen
Aussicht auf unseren Strom willen gemiethet hatte, verliess,
um ins Ausland zu ziehen.
Wir wollten den Hund mit nach Deutschland nehmen,
aber 3 Tage vor der Abreise führten die Folgen des Bisses
eines anderen Hundes und eines zufälligen Schlages, der
das Thier am Kopfe traf, seinen Tod herbei. — Er starb
in einem Thierasyle — denn wir fürchteten den Ausbruch
der Tollwuth —, nachdem er mich beim Abschied dahin
wie mit Menschenblicken angesehen hatte, was mich ganz
bestürzt machte.
Sonderbar war schon, wie ich zu dem Thierchen kanr
Meine Magd bat schon lange um einen Hund zur Erweiterung
unseres kleinen Haushaltes.
Ich lehnte immer ab, denn einen schönen Hund wollte
ich nicht um hohen Preis kaufen und einen hässlichen wollte
ich auch nicht umsonst haben. So schlief der Hundewunsch
in unserem Herzen ein. Da, eines Morgens, als die Magd
mich weckte, sagte ich ihr: „Heute werden wir einen Hund
haben und zwar einen dunklen, mit flockigem, welligem
Fell."
Die Magd fragte verwundert, woher ich das wüsste.
Darauf konnte ich nicht antworten, als dass ich es eben
wüsste, — woher? konnte ich nicht sagen, denn einen diesbezüglichen
Traum erinnerte ich mich nicht gehabt zu haben.
— Um also der Erfüllung meiner Ahnung etwas zu Hilfe
zu kommen, fuhr ich mit dem Mädchen gleich früh morgens
in jene Anstalt, wo die ohne Maulkorb einherlaufenden,
eingefangenen Hunde abgeliefert und eventuell auch verkauft
wurden. Da waren aber nur 2 grosse, garstige Köter
eingeliefert worden und meine Ahnung schien erfolglos gewesen
zu sein. Weil wir nun aber schon so weit aus der
Stadt heraus waren, beschloss ich, dem nahen Kirchhof und
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