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Magnin: Antwort auf die Berichtigung Frh. v. Sehrenck-Notaing. 629
Gehen wir nun zu dem zweiten Beschwerdegrund des
Herrn Sage über, wobei ich, wie schon bemerkt, gerne anerkenne
, dass demselben dabei ein Versehen unterlaufen ist.
Freiherr von Sehrenck- Notzing hat keinen Dankesbrief an
de Rochas geschrieben: er hat noch rücksichtsloser gehandelt,
.Nachdem er Herrn de Rochas Photographien seines eigenen
Sujets versprochen hatte, offerirte ihm der Letztere sein
Werk über „Lina". Den Tag darauf lud von Schrenck-
Notzing Herrn de Rochas zum Dejeuner im „Oaf6 de JParisa
ein und als der französische Gelehrte ihn an sein Versprechen
erinnerte, erwiderte der Herr Baron, er könne
jenem seine photographischen Versuche nicht mehr übergeben
, da er nicht wünschte, dadurch die von de Rochas
in seinem Buch ausgesprochenen Theorien zu unterstützen
zu scheinen. Die Entschuldigung war m. E. schlecht erfunden
und auf jeden Fall sehr unhöflich*) Diese „Anekdote44
wurde mir seiner Zeit von de Rochas selbst übermittelt
, —
Wenn also ai?ch in dem zweiten Anklagepunkt des
Herrn Sage ein kleiner Irrthum in der Form existirt, so
werden sich meine Leser jetzt doch leicht davon überzeugen,
dass sachlich im Grunde auch die zweite Behauptung einer
verletzenden Unhöflichkeit durchaus in Geltung bleibt. Ich
trete für beides mit meinem Wort ein.
Freiherr von Schrenck- Notzing jammert darüber, dass
M. Sage und ich die bedeutenden Dienste, die er uns geleistet
hat, nicht gebührend anerkennen. Hat aber Herr Sage
etwa jemals den Münchener Arzt von sich aus ersucht, sei
es die Briefe an Verleger zu schreiben, auf welche Letzterer
Anspielung macht, oder dessen Buch über Aladame Piper
mit einem Vorwort zu versehen ? Ich kenne diesen Schriftsteller
und seinen Charakter zu genau, um dies auch nur
einen Augenblick voraussetzen zu können. —
Was mich persönlich betrifft, so weiss ich vollauf anzuerkennen
— und ich habe nie gezögert, es überall zu
sagen und zu schreiben —, dass Herr Dr. von Schrenck-
Notzing der jungen Frau, welche ich der psychologischen
Gesellschaft von München vorführte, sowie mir selbst zahlreiche
und werthvolle Dienste in künstlerischer, sowie auch
in materieller Hinsicht geleistet hat; aber — und damit
*) Hierüber kann man u. E. denn doch wohl verschiedener Anschauung
sein! Dem deutschen Forscher scheint eben in diesem
Fall, wo es galt, eine eigene abweichende Ueberzeugung unzweideutig
zu wahren, die Pflicht der Wahrheit über die der
Höflichkeit gegangen zu sein. — Eed.
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