Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 631
(PDF, 224 MB)
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Dr. W. St.: Die Sprache ohne Worte.

631

Ich wünschte jedoch, Freiherrn von Schrenck-Notzing zu
der Anerkennung zu bringen, dass es nicht in meiner Gewohnheit
liegt, wenn ich Jemand etwas zu sagen habe,
Hintertreppen zu benützen, dass ich vielmehr direkt auf das
Ziel losgehe, so hoch dieses auch stehen oder sich selbst
stellen möge.

III. Abtheilung.

Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.

Die Sprache ohne Worte.

(Die Entstehung der Halluzinationen.)

Als ich vor Jahr und Tag schwer krank zu Bette lag,
erfüllten mich natürlich verschiedene trübe Gedanken. Ich
dachte über dies und jenes nach, besonders darüber, was
mit den Meinen geschehen würde, wenn ich sterben müsste.
So lag ich einmal allein in meinem Zimmer und verfiel in einen
leichten Halbschlummer, aus dem mich die lauten Worte
weckten: „In drei Wochen wirst du sterben."
Ganz laut und deutlich hörte ich eine geheimnissvolle Stimme
mir diesen Satz förmlich ins Ohr hineinrufen. Einem abergläubischen
Gemüthe wäre ein solches Erlebniss sicherlich
eine Quelle neuen Kummers und neuer Sorge geworden. Ich
aber ging sofort an die psychologische Analyse dieser Gehörshalluzination
. Ich legte mir die Frage vor: Was ist eine
Halluzination, die mir ein akustisches Phänomen vortäuscht?
und gab mir die Antwort mit der altbekannten Definition:
Eine Gehörshalluzination ist ein lautgewordener
Gedanke* Ich lag im Schlafe und die peinigenden
Gedanken des Tages mögen mich bis in den Traum
hinein verfolgt haben. Irgend ein Geräusch — war es das
Rollen des Wagens, das Sausen der Elektrischen, das
Klingeln eines Radfahrers? — irgend ein Geräusch, ich weiss
es nicht welches, hatte meine Gehörnerven erregt und den
Eindruck einer Tonschwingung zu meinem Gehirnzentrum
weitergeleitet Das Gehirn, das mit ganz anderen Gedanken
beschäftigt war, hatte diesem Geräusche eine besondere
Färbung gegeben, es gewissermaassen nach seinem Sinne umgeformt
und so in mir die Täuschung hervorgerufen, es
hätte eine Stimme diese düstere Prophezeiung in mein Ohr
gesprochen. Die Gedanken über meine Zukunft waren
laut geworden. Eine Halluzination ist also ein
nach aussen projizirter innerer Seelenvorgang.
Sehe ich irgend eine nebelhafte Gestalt im Halbschlummer


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